Ahlen 

Die Stadt Ahlen, in einer reizvollen Landschaft, zwischen Ruhrgebiet und Münsterland gelegen, ist eine schöne Kleinstadt. Schon öfter führten uns unsere Fahrradtouren rund um Ahlen. 

Wenn man mit dem Rad in Richtung Ahlen radelt, erblickt man schon von Weitem das Wahrzeichen der Stadt.
Dieser kugelförmige Wasserhochbehälter ist durch seinen blauen Anstrich weit über die Stadtgrenzen hinaus erkennbar. Ursprünglich diente der Wasserturm der Wasserversorgung der Zeche Westfalen und der Bergarbeiterkolonie.

Der 44 m hohe Turm wurde 1915-1917 erbaut und 1982 von der Gelsenwasser AG stillgelegt. Er hatte ein Fassungsvermögen von bis zu 1000 Kubikmeter.
Nach seiner Restaurierung 1995/96 ist der markante Wasserhochbehälter, auf dem insgesamt 44 Meter hohen Stahlfachwerk-Gerüst, ein unter Denkmalschutz stehendes historisches Beispiel für die Entwicklung in der Wasserversorgung und der Niettechnik zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Der WerseRadweg verbindet die Quelle bei Beckum mit der Mündung in die Ems bei Münster. Der Radweg, der im April 2007 zum Sattelfesttag eröffnet wurde, verläuft auf 125 Kilometern durch das südliche Münsterland. Namensgebend war der Fluss Werse, dessen Verlauf der Radweg über weite Strecken folgt. 

Ahlen ist dabei eine der Stationen auf der Route. Er verläuft überwiegend flach und zwischen Beckum und Ahlen sowie von Drensteinfurt bis Münster führt der Weg direkt an der Werse entlang. Die Landschaft, die sie dazwischen durchfließt, präsentiert sich dem Radwanderer als außerordentlich abwechslungsreich. 

Infoblöcke stehen am Wegesrand und geben Auskunft über Wissenswertes entlang des Radweges und in den Orten. Rastplätze mit Tischen und Bänken laden dazu ein, sein Lunchpaket im Freien zu verzehren, doch an der gesamten Route laden auch gemütliche Restaurants und Landcafés zur Einkehr ein.

Insbesondere für Radfahrer auf dem Werseradweg lohnt sich ein Abstecher zur Zeche Westfalen, denn das Zechengelände ist über eine Brücke über die Werse praktisch unmittelbar erreichbar. Mit der Zeche Westfalen trifft man in Ahlen auf eine industrielle Vergangenheit. 
Die Zeche entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig wurde die erforderliche Infrastruktur-Straßenverbindung sowie die Zechenbahn - erstellt.

Am 5. März 1913 wurde die erste Steinkohle gefördert und im Januar 1914 wurde die Kokerei „Westfalen“ in Betrieb genommen. Aufgrund der Kohlekrise, (sie beschreibt den Niedergang des Steinkohlenbergbaus) als vor allem im Ruhrgebiet unversehens große Haldenbestände an Kohle anfielen – denn die Bergwerke förderten mehr Kohle als nachgefragt wurde, gab es „Feierschichten“ und später Zechen-Stilllegungen. So gab die RAG im November 1991 offiziell die Schließung der Zeche „Westfalen“ für das Jahr 1999 bekannt. Danach wurden die Tagesanlagen der bereits stillgelegten Schächte abgerissen. 

Ein Teil der vorhandenen Anlagen, insbesondere die Fördergerüste und die frühere Lohnhalle und Waschkaue, wurden als erhaltenswert eingestuft und sind heute ein beeindruckendes Denkmal, welches an die Förderung des ehemaligen schwarzen Goldes in Ahlen erinnert. 

Das Freigelände ist als Landschaftspark aufgebaut und besitzt eine langgezogene Promenade mit Bänken.

Von den Bänken blickt man auf die Fördergerüste mit ihrem grünen Anstrich und den Seilscheiben sowie auf die historischen Zechengebäude, wie Lohnhalle, Maschinenzentrale und ehemaligen Kaue. In diesem größten erhaltenen Gebäudekomplex ist heute eine Kletterhalle untergebracht. Die Reste der Zeche Westfalen liegen mittig zwischen der Ost- und Westhalde, am Fuße einer der höchsten Halden im Ruhrgebiet.


Mehrmals sind wir auf unseren Fahrradtouren durch Felder, Wald und Wiesen an Ahlen vorbeigeradelt, denn der Ort liegt an der touristischen Fahrradroute „100-Schlösser-Route“ und seit 2007 führt der „WerseRadweg“ von Münster nach Rheda-Wiedenbrück durch Ahlen.

An einem sonnigen Wintertag sind wir mit dem PKW in die historische Altstadt gefahren, um bei einem Bummel diese nur 17 km von unserem Heimatort entfernte Stadt wieder mal einen Besuch abzustatten. Ahlen ist die größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt des Kreises Warendorf im Regierungsbezirk Münster. Die Altstadt ist ein historisch gewachsenes Zentrum. Die kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus und das Alte Rathaus am Marktplatz sind nur einige der bedeutenden Bauwerke der Stadt.

Der Ahlener Marktplatz schließt an den grünen Kirchhof rund um St. Bartholomäus an und bildet mit diesem zusammen die historische Keimzelle der Stadt Ahlen, die im Jahr 2018 neugestaltet wurde.
Die Mittelinsel des umgestalteten Marktes wurde mit 6 Alleebäumen, Bänken, Bodenleuchten und zwei gepflasterten Wappen ausgestattet und ist ein attraktiver Stadtplatz in der Innenstadt von Ahlen geworden.

 

Am Endpunkt des Platzes erinnert ein Denkmal an die im deutsch-französischen Krieg (1870-18719) gefallenen Ahlener.

Mittlerweile ist es jedoch ein Mahnmal für alle, die durch Krieg und Kriegsfolgen zu Schaden gekommen sind.

 

Der Marktplatz wird durch eine Bebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern aus unterschiedlichen Zeitepochen und Architekturstilen eingefasst.


Im 9. Jahrhundert ließ der Bischof von Münster eine der ersten Taufkirchen des Münsterlandes im heutigen Ahlen bauen – da, wo sich heute am Markt die gotische St. Bartholomäus Kirche erhebt. Damit gehört sie zu den ältesten Taufkirchen des Münsterlandes. Der bestehende, wohl aus dem Ende des 15. Jh./Anfang des 16. Jh. entstandene Bau ist eine gotische Hallenkirche. Die unterschiedlich ausgeformten Maßwerkfenster deuten auf verschiedene Bauabschnitte hin. Der Westturm mit der barocken Haube wurde nach Einsturz 1815–1819 neu errichtet. 

Die Außenwand an der Südseite zum Marktplatz ziert eine Ölberggruppe aus Stein von 1738. Leider war das denkmalgeschützte Kirchengebäude bei unserem Besuch verschlossen. Im Internet habe ich später gelesen, dass im Innenraum umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. 

Der Marktplatz, die „Gute Stube Ahlens“ hat mit dem Haus Pieper, der alten Apotheke oder dem alten Rathaus einige der bedeutenden Bauwerke der Stadt.

Anton Pieper kaufte 1874 das Gebäude, in dem der Gasthof Lenferding und wie zur damaligen Zeit üblich auch die Posthalterei untergebracht war. Vom neuen Eigentümer wurde es zum Hotel umgebaut.

 

1906 feierte die Stadt im Hotel Pieper die Fertigstellung des „Alten Rathauses“ und des Wasserturms. In den zurückliegenden Jahren wurde das Haus zu verschiedenen Zwecken genutzt, stand dann leer und war damit dem Verfall preisgegeben. In den 1970er Jahren ließ Dr. Anton Pieper das Haus restaurieren. Heute ist es ein Geschäftshaus.

 


 

Die Alte Apotheke, erstmals im Jahr 1729 urkundlich benannt, erstrahlt im Zuge des Fassadenerneuerungsprogramms seit 2019 im neuen Glanz am Marktplatz.

 

Eine Apotheke befindet sich nach Einschätzung der Unteren Denkmalbehörde seit 1840, durch den Apotheker Gerhard Unkenbold in dem Gebäude, dem sein Sohn Richard als Apotheker folgte.

In den folgenden Jahrzehnten wechselten mehrfach die Besitzer. Seit 1908 befinden sich Apotheke und Gebäude im Besitz der Familie bzw. Erbengemeinschaft Rosenthal. 


Bei den Stadtbränden von 1668 und 1744 wurde ein Großteil der alten Bausubstanz im Stadtkern vernichtet.

 

Aus der Zeit des Wiederaufbaus stammt das charmante Fachwerkhaus Markt 13, ein schlichter Fachwerkbau mit Mansarddach. Es dürfte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein und ist seit 1982 in der Liste der Baudenkmäler eingetragen.

 

Heute werden in diesem Gebäude Urlaubsträume durch das Reisebüro DERPART war und ein Optiker zeigt den Kunden den besten Durchblick.


Das prächtige Bauwerk des „Alten Rathauses“ am Markt steht seit 1986 in der Denkmalliste der Stadt Ahlen. Erbaut wurde es 1905/06, nach den Entwürfen des Architekten H. Holtmann. Durch kommunale Neugliederung wurde das Rathaus jedoch zu klein und so wurde fast in Blickweite ein modernes Gebäude erstellt und 1977 bezogen.

Bereits 1979 zog die VHS in die Räume des „Alten Rathauses“. Im ehemaligen Stadtdirektorenzimmer befindet sich das Trauzimmer, in dem man auch heute noch den Bund fürs Leben schließen kann. 

Der Marktplatz bildet das historische und kulturelle Zentrum.
Viele stadtbildprägende Gebäude schmücken diesen Platz.

Das Wohn- und Geschäftshaus Holtermann ist seit 1850 im Familienbesitz. 1905 wurde ein Neubau mit privatem Wohn- und Wirtschaftsbereich errichtet und 1907 wurde das bisherige Geschäftshaus im selben Jugendstil erneuert. Der Gesamtkomplex blieb in seiner Form und Struktur bis heute nahezu unverändert.

Beide Gebäudehälften wurden in getrennten Versteigerungen zwangsversteigert, zuerst das Wohnhaus und im März 2015 das Geschäftshaus. Trotz allem wartet das denkmalgeschützte Gebäude nun schon seit Jahren auf eine sinnvolle neue Nutzung.


In der Innenstadt von Ahlen ist der Markt, die Ost-, Süd- und Weststraße als Fußgängerzone ausgewiesen.
Nun bummeln wir in Richtung Oststraße und blicken auf die katholische Pfarrkirche St. Marien. Gegründet wurde die St. Marien Kirche im 13. Jahrhundert.
Die Stadt entwickelte sich damals so schnell, dass neben der „Alten Pfarre“ (St. Bartholomäis) diese „Neue Pfarre“ (St. Marien) gegründet wurde.

Die sogenannte „Neue Kirche“ wurde von der „Bartholomäuskirche“ abgepfarrt. Die St. Marien-Kirche ist jedoch nicht mehr in ihrem ursprünglich frühgotischen Stil erhalten, da in den Jahren 1902-1904 an der Stelle eine mit Sandstein verkleidete neugotische Staffelkirche erbaut wurde. Von der Vorgängerkirche fand an der Südseite ein frühgotisches Portal wieder Verwendung. Ebenfalls vom Vorgängerbau übernommen wurde der Taufstein aus dem 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit dürfte auch die Doppelmadonna im Strahlenkranz stammen.

Vor der Kirche steht seit 1984 der bronzene Marienbrunnen. Die Namensgeberin des Brunnens, die Mutter Gottes Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, steht auf einer Sichel. Diese Darstellung ist in der Kunstgeschichte als Mondsichelmadonna bekannt. Er ist mit weiteren bedeutenden Personen gestaltet, darunter der Apostel und Stadtpatron St. Batholomäus, dem die alte Bauernregel zugesprochen wird „Bleiben Störche über Bartholomä, kommt ein Winter, der tut nicht weh“. Die heilige Ida ist auch die Patronin der Schwangeren.
Als dritte Brunnenfigur grüßt von seiner Position der Bistumsgründer Ludgerus, der erste Bischof von Münster, der nachweislich bei der Blindenheilung in Ahlen zugegen war und in Billerbeck im Jahr 809 begraben wurde. Mit der hier hinter der St.-Marien-Kirche 1887 geborenen Elisabeth Tombrock, der bekannten Ordensgründerin und Namensgeberin des Tombrock-Hauses in Ahlen, schließt sich der Kreis der bedeutenden Personen.


Gegenüber der Marienkirche am Marienplatz, dem ehemaligen Hühnermarkt, befindet sich das lichtblaue Goldschmiedehaus.
Fünf Gotteshäuser, in Bronze gegossen und mit Echtem 23 karätigem Geld belegt, zieren die Fassade und erzählen eine stumme Geschichte der Eigentümer, denn jedes der dargestellten Gotteshäuser hat eine zentrale Bedeutung für die Familie Fischer.
Viele Betrachter des Hauses erkennen die Gotteshäuser. Es sind die Pfarrkirche St. Georg in Hopsen, der St. Paulus Dom zu Münster, der St. Petrus Dom zu Osnabrück, der St. Salvator Dom zu Fulda und der Kaiserdom zu Aachen.
Am weißen Balkongitter sind 35 kleine, mit 23 karätigem Gold belegte G-Symbole befestigt – das Meisterzeichen des Goldschmiedes. Vor dem Gitter hängen das Ahlener Wappen sowie weitere Wappen und Siegel.
Ebenerdig befinden sich hinter dem Schaufenster die Fachabteilungen für Schmuck und Uhren. Das 1984 eröffnete Museum in den Obergeschossen ging aus dem vom Goldschmiedemeister Werner Fischer 1964 gegründeten STUDIO 18 hervor – wechselnde Ausstellungen der Goldschmiedekunst aus Deutschland, Europa, Amerika und Asien wurden gezeigt.


Wir bummeln die attraktive Fußgängerzone entlang, die zu der besucherstärksten Fußgängerzone im Kreis Warendorf gehört und zum Einkaufen und Verweilen einlädt.

Wir gehen fast bis zum Ende und biegen dann in Richtung Sidney Hinds Park, gegenüber vom Bahnhof, ein. Seit den 1950er Jahren besteht der Park zwischen Bahnhof und Innenstadt. Benannt ist der Park nach dem US-amerikanischen Offizier, der an Karsamstag 1945 die kampflose Übergabe der Stadt Ahlen mit Lazarettkommandant Dr. Paul Rosenbaum aushandelte und damit das Ende der Kriegshandlungen in der Wersestadt einleitete. 

Im April 2020 wurde der altbekannte Park nach seiner Neugestaltung wieder eröffnet. Mit Ideenreichtum hat das „Tor zur Stadt“ einen neuen Charakter bekommen. Moderne Ruhebänke luden uns zu einer kurzen Pause in der Frühlingssonne ein und ließen unseren Blick über das Gelände schweifen. Hierbei stellten wir fest, dass das zentrale Blumenbeet im Zentrum des Parks, genauso wie die Kunstwerke erhalten geblieben sind. Leider war die gesamte Vegetationsperiode noch im Winterschlag. 

Ganz neu zur Geltung kommt die Bergmannskulptur, die wieder als Fotomotiv den Park dominiert. Der Bergbau war bis 1999 einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Ahlen. Gleichzeitig wurde auch die Gedenkstätte am ehemaligen jüdischen Friedhof besser sichtbar gemacht und Reste der alten Stadtmauer sieht man heute in der Treppenanlage, dem Aufgang zum ehemaligen Jüdischen Friedhof, verbaut. In der Stadt sind an mehreren Standorten Wirtschaftswahrzeichen aufgestellt. 

Die Pöttkespresse am Bahnhofsvorplatz erinnert mit der Formpresse zur Herstellung von Töpfen an die ehemals vorhandenen Topf- und Emaillefabriken:

Nun verlassen wir den kleinen Park wieder und stehen vor dem Gebäude der „Alten Feuerwache“. Der Schlauchturm oder Feuerwehrturm ist ein oft markantes Zeichen einer Feuerwache. Hauptsächlich dient er zum Trocknen von Druckschläuchen nach Einsätzen und Übungen. Als die Schläuche noch aus Hanf hergestellt wurden, war das besonders wichtig.

Zurück gehen wir wieder die Fußgängerzone der Wersestadt entlang und stehen vor einer interessanten Skulptur. Sie ist sehr schön anzusehen und erinnert an frühere Badetage, mit altem Badeofen und einer Zinkwanne auf vier Füßen.

 

Ein noch im Winterschlaf ruhender Biergarten machte uns darauf aufmerksam, dass die Mittagszeit gerade angefangen war und so gönnten wir uns eine Pause im Stadtcafé Ahlen. Es saßen nur wenig Leute an diesem Wochentag an den Tischen, einige noch beim Essen, einzelne bei einer Tasse Kaffee. Mit Blick auf den Marienmarkt studierten wir das umfangreiche Essensangebot. Ein leckeres Essen in einem gemütlichen Ambiente und anschließend die Tasse Kaffee machten uns wieder fit zu weiteren Erkundigungen. 


Wir gehen durch Ahlens Seitenstraßen und stehen vor Ahlens ältester Gaststätte. Das Gebäude wurde ca. 1650 in Fachwerkbauweise als Adelswohnhaus erbaut. Er war früher ein Ahlener Burgmannshof und ursprünglich als Lehen im Besitz derer von Bischopinkhof. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude mehrmals erweitert. Von 1800 bis 1910 befand sich in dem Gebäude eine Gaststätte mit angeschlossener Branntweinbrennerei. Um 1900 wurde in dem Gebäude ein Laden eingerichtet. Durch Erbschaft kam das Gebäude in den Besitz der Familie Geisthövel. Nach dem Tode des Ahlener Originals Fritz Geisthövel 1990 wurde das Haus völlig neu renoviert, jedoch ohne wesentliche Veränderung der äußeren und inneren Gestaltung. 

Am 15. Nov. 2018 eröffnete die traditionsreiche Gaststätte unter dem Namen Geisthövel 2.0 wieder. Der Name vom letzten Inhaber Fritz Geisthövel bleibt damit lebendig und somit viele seiner legendären Geschichten. Hier eine Kostprobe: „Fritz Geisthövel, Wirt und Junggeselle war für seine besondere Art Geschäftsführung bekannt, und wenn er keine Lust hatte, mussten sich die Gäste ihr Bier eben selber zapfen. Aber jeder hat nachher bezahlt, so erzählt man sich noch heute“. 

Die kleinen Gassen und Straßen der Altstadt verführen zum Bummeln und so stehen wir kurze Zeit später in der Steingasse vor einem alten Fachwerkhaus in neuem Glanz.

Der Begriff  Fachwerk ist seit dem 17.Jahrhundert belegt. Fachwerk ist ein Skelettbau aus Holz deren Zwischenräume mit einem mit Lehm verputzten Holzgeflecht oder mit Mauerwerk ausgefüllt ist. Restaurierte Fachwerkhäuser bestimmen noch heute das Bild ganzer Altstädte und Dorfkerne und der Besucher ist immer wieder fasziniert von dieser alten Baukunst.


Bereits 1958 befindet sich Ahlens Heimathaus an der Wilhelmstr. 12. Der Peters´sche Hof ist ein Vierständerhaus aus dem 16. Jahrhundert und damit ein beeindruckendes Zeugnis der münsterländischen Ackerbürgerkultur, direkt im Herzen der Ahlener Altstadt. Das Heimatmuseum bietet die Möglichkeit, auf einer Fläche von 450 qm die Geschichte Ahlens und seiner Umgebung kennenzulernen. 

Themenschwerpunkte sind der Ackerbau und das Leben auf den Höfen und der Bergbau, der das Bild der Stadt jahrzehntelang prägte.
Ferner bietet die ackerbürgerliche Flettküche mit ihrer alten Kaminanlage eine sehr ansprechende Atmosphäre als Veranstaltungsort für standesamtliche Trauungen.

(Die Flettküche war das Herz eines jeden Bauernhauses. Hier wurde über offenem Feuer gekocht, hier wurde gegessen und hier traf sich die Bauersfamilie.)


 

Einen beeindruckenden Anblick bietet das gelbe Förderrad vor dem Rathaus.

 

Es erinnert an die Bergbau-Geschichte in Ahlen. Bergbau und Industrie waren die Grundpfeiler, auf denen der Wohlstand in Ahlen geründet worden ist, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich die riesigen Räder des Förderturms drehten.

 

Es war beeindruckend, egal, vor welcher Zeche man geradestand. 


Haben wir heute Morgen vor dem imposanten „Alten Rathaus“ gestanden, blicken wir nun auf das bereits seit fast 40 Jahren aktuelle Rathaus im Herzen der Stadt. Das Gebäude wurde in zwei Bauabschnitten errichtet. Von 1975 bis 1977 entstand das eigentliche Rathaus, im Anschluss, von 1980 bis 1982, folgte die Stadthalle. Zusammen bilden die beiden Gebäude einen Komplex, der eine hohe Multifunktionalität durch vielfältige Mehrfachnutzungen ermöglicht. So werden Räumlichkeiten des Verwaltungsgebäudes auch für Veranstaltungen der Stadthalle genutzt und umgekehrt, was sich unter anderem durch das verbindende Foyer erreichen lässt. 

Die Architektur dachte in den 70er Jahren fortschrittlich: In der riesigen Glasfassade sollte sich die Altstadt ebenso wie der Himmel und die Natur spiegeln. In meinen Augen ist die rückwärtige Wasserseite die ansprechendste des Glashauses. 

Dort überrascht das Gebäude mit Galerien, Treppen und Terrassen sowie einer Restaurantzone, die einen Blick auf das erweiterte Werseufer ermöglicht.

Nicht unumstritten ist das Rathaus jedoch von Größe, Baustil und Funktion innerhalb der Ahlener Bürgerschaft. Oft verhöhnt trägt es aber auch den Spitznamen „Tropfsteinhöhle“ aufgrund seines undichten Dachgeschosses sowie der undichten Fassadenbauten und Fenster.

Sanieren oder Neubau steht seit Langem zur Diskussion. In 2021 hat ein Wettbewerb zu einem neuen Rathausneubau stattgefunden. Das Besondere an dem Sieger-Modell: Zwei Eingänge (von der Stadt aus und von der Werse, dazu eine weitere Brücke über die Werse, ebenso eine Promenade).

Zwei Jahre sind nun bereits vergangen, ob das Gebäude saniert wird oder ein neues Rathaus gebaut wird, konnte ich im Internet leider nicht finden.

 


 

Auf dem Parkplatz vor der Stadthalle steht ein weiteres Wirtschaftswahrzeichen von Ahlen.

 

Es ist eine große Viersäulen-Räderziehpresse zur Herstellung von Stahlbadewannen.

 

Diese Blechpresse mit imposanten Konstruktionselementen wurde von der Firma Frank Kaldewei gestiftet, die mit ihren Produkten die Stadt Ahlen weltweit bekannt gemacht hat.


Von hier führt uns der Weg in den neu gestalteten Ahlener Stadtpark mit der renaturierten Werse. Parallel zur Werse führt der Hauptweg. Das Gelände wurde zu einer interessanten Landschaft umgeformt. Verschiedene Ruhebereiche mit Sitzelementen laden ebenso wie die Natursteinstufen am Wasser des Stadtflusses zu einer Pause ein. 

Besonders der zum St.-Franziskus-Hospital gewandte Bereich mit seinem Wassergarten an der Pergola und der Duft- und Heilgarten lädt die Parkbesucher sowie die Patienten des Krankenhauses zum Verweilen und Durchatmen ein. 

Zwischen den Sitzelementen steht die Skulptur „Tratschende Weiber“, die Jörg Pieconkowski aus der Fußgängerzone in den Stadtpark geholt hat.

 

An Alfred Kitzig, dem Meister der Radierung, erinnert der Kitzig-Brunnen. Er wurde 1902 in Ahlen geboren, war Maler, Grafiker und Meister der Radierung. Das von Alfred Kitzig erstellte Motiv der Zeche Westfalen wurde jahrzehntelang als gerahmtes Präsent für ihre Bergbau-Jubilare verwendet. Ferner wurden Kitzigs Werke auf allen großen Kunstausstellungen gezeigt. Seine Radierungen fanden ein starkes Echo. 


Direkt gegenüber vom Eingang zum Stadtpark befindet sich seit Oktober 1993 Ahlens Kunstmuseum. Hierfür wurde eine Stadtvilla aufwendig renoviert. Das Kunstmuseum Ahlen, das im Jahr 1996 durch einen Neubau erweitert wurde, verbindet nun eine gründerzeitliche Villa aus dem 19. Jahrhundert mit einer Stahl-Glas-Verbundkonstruktion des 20. Jahrhunderts und einem Ackerbürgerhaus im Stil des frühen 19. Jahrhunderts zu einem Museumsensemble. In seinen Ausstellungsräumen zeigt es historische und moderne Architektur, sowie jährlich mehrere Wechselausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Das Kunstmuseum Ahlen feiert sein 30-jähriges Bestehen in diesem Jahr mit besonderen Präsentationen aus der seit 2006 bestehenden eigenen Sammlung.

Der zum Museum gehörende Garten zeigt in einer Dauerausstellung Großskulpturen, die zwölf fest installierte Werke in der freien Natur umfasst. Den Eingang schmückt das elektrische Gartentor „Sliding Colours“. Es besteht aus buntem Arylglas, in abwechslungsreicher Farbfolge angebracht. Je nach Lichteinfall wirft das Tor farbige Streifenabschnitte auf den Boden. 

Wenn man über die angelegten Wege geht, sieht man Werke der Künstler Heinz Mack, Horst Linn und Peter Schwickerath. Ein Blickfang ist die 6 x 3 Meter große Edelstahl-Raumplastik von William Brauhauser. Die ausladende Skulptur lässt sich umrunden oder wie ein Tor durchschreiten. 

 

Das Kunstmuseum Ahlen liegt direkt an der Werse, die wir über eine Brücke überqueren.

 

Auf große und auf kleinen Brücken trifft man auf oft auf die Statue Sankt Nepomuk.

 

Auch hier in Ahlen treffen wir auf den Schutzpatron der Brücken. Viele Brückenstatuen in aller Welt erinnern an den beliebten Volksheiligen. 


 

Vom Werseradweg sehen wir auf die frühere Rubbert Mühle, heute mittlerweile ein Wohnkomplex.

 

Bereits seit dem Mittelalter war Ahlen städtischer Mühlenstandort. Ursprünglich lag die Mühle außerhalb der städtischen Befestigungsanlagen.

 

Der Mühlenstau ist wohl vor 1212 im Zusammenhang mit den Befestigung Ahlens durch Wassergräben erfolgt.

 

Parallel auf der Westseite des Wehrs befindet sich heute eine Fischtreppe. 


Von hier gehen wir entlang der Werse bis zur Bahnunterführung und gelangen danach in den Berliner Park. Er liegt im Süden Ahlens und beherbergt das Freizeitbad Berliner Park sowie mehrere Teiche. Unter dem Moto „Ahlen wird jetzt noch schöner“ wurde der in die Jahre gekommene Park nach kompletter Neugestaltung 2016 wieder für die Bürger erlebbar gemacht. 

Kernstück des Parks sind heute die Sichtachsen, die neuen Parkbänke sowie eine gründliche Erneuerung des Werse Radweges. Im Bereich des Parks ist dieser mit einer soliden Asphaltschicht versehen und somit nicht mehr witterungsempfindlich. Außer diversen Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten hat der Park seit der Zeit auch eine verbesserte Wege-Beleuchtung und so können die Strecken auch in der dunklen Jahreszeit als Laufstrecken sicher benutzt werden. 

Auch die Natur kommt in dem Park wieder mehr zu ihrem Recht, den künstlich begradigte Wasserläufe wurden wieder zurück in ihr natürliches Bett verlegt. Sumpflandschaften mit morastischen Stellen sind entstanden, damit sind den Amphibien und sonstigen Kleinlebewesen Lebensräume zurückgeben worden. 

 

Die Bronze-Skulptur im Berliner Park heißt „Zwei Jungen mit Fisch“. Sie wurde 1964 vom Künstler Robert Paulmichl geschaffen und im Zuge der Gestaltung des Berliner Parks in den Sechzigern dort aufgestellt. Nach der Umgestaltung 2016 hat die Skulptur einen neuen Platz bekommen, die beiden Jungen schauen nun auf einen Teich.

 

Begeistert von unserem Nachbarort und mit schönen Fotos im Gepäck kehren wir von unserem Tagesausflug am Abend nach Hause zurück.

 

 

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