Bad Westernkotten

 

Das perfekte Gegenmittel gegen den Frust der letzten nasskalten Regenmonate ist ein Osterausflug. Mal was anderes sehen und weg vom Einerlei zu Hause. Um einen erholsamen und inspirierenden Tag zu erleben, muss man nicht sehr weit fahren. Ohne viel Vorbereitungen und langer Anreise erwartet uns ein bunter und sonniger Ostertag nach nur einer Stunde Fahrzeit im Sole- und Moorheilbad Bad Westernkotten. 

Es ist ein kleiner, gepflegter und überschaubarer Kurort. Kostenloses Parken bietet die Hellweg-Sole-Therme. Von hier sind es nur ein paar Schritte und wir stehen im Kurpark, wo uns eine große Fotomontage mit „Grüße aus Bad Westernkotten“ empfängt. Dem gegenüber steht die Open Air Bühne unter einem Sonnensegel. Das Kurbad bietet in den Sommermonaten einen Mix von Kurkonzerten und Sonderveranstaltungen im Grünen.

Heute tanken wir Natur im Kurpark, denn die ersten warmen Sonnenstrahlen haben die Pflanzen allmählich zum Sprießen gebracht. Ein leichter Windhauch spielt mit den Blüten und ein feiner Duft von hübschen Blumen steigt uns an der Kurhalle in die Nase. Sie ist Außen wie auch innen ein beliebter Treffpunkt und ein Ort der Kommunikation und der Geselligkeit.

 

An einem dekorativen und einladenden Ambiente am Eingang zur Kurhalle gehen die Kurgäste gleich doppelt so gerne vorbei, darum wurde der Eingang in eine geschmückte Osterwelt verwandelt. Osternester und Osterkörbchen sowie der Osterhase im Badetrog gaben der Deko einen nostalgischen Touch. 

Blickfang und Ruheoase ist der mit Blumen umpflanzte Fontänenbrunnen, der in den 1970er Jahren gebaut wurde. Die zahlreichen kleinen grünen oder besser noch bunten Oasen sowie die Bänke um den Brunnen sorgen bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein sofort für Entspannung und Wohlbefinden. 

Eine besondere Attraktion von Bad Westernkotten sind jedoch die zwei großen, im Kurpark gelegenen Gradierwerke. Das erste bereits 1845 errichtete Gradierwerk hat eine Länge von 120 Metern und ist das längste Kurpark-Gradierwerk in NRW und das im Jahr 1932 erbaute ist 58 Meter lang. Dienten die Gradierwerke früher der Salzproduktion, bieten sie heute den atemwegserkrankten Kurgästen eine Freiluftinhalation, denn durch das Rieseln der Sole entlang der Schwarzdornreiserwänden entsteht eine salzhaltige Luft – ähnlich wie am Meer. 

 

Vor dem Gradierwerk I erinnert seit 2014 ein Sole-Schöpfrad an alte Zeiten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Sole u.a. mit Hilfe von Treträdern aus dem Erdinneren auf die Gradierwerke gefördert.

 

Die Tradition des Siedens lebt in Bad Westernkotten alljährlich beim Siederfest im Kurpark am Schausiedehaus auf, bei dem der Verein der Heimatfreunde die Salzproduktion anschaulich demonstriert. 


Ein Spaziergang führt uns entlang der weitläufigen Grünflächen unter einem alten Baumbestand und gepflegten Blumenbeeten. Die große begehbare Kräuterspirale am Gradierwerk II, lädt zu duften Entdeckungen ein. Zahlreiche heimische sowie mediterrane Kräuter sind hier gepflanzt und warten auf ihre Entfaltung. Namensschilder sagen uns, was in einigen Wochen an aromatischer Würze für die Zubereitung schmackhafter Speisen wachsen wird. Erntefrische Kräuter wie frische Petersilie, knackiger Schnittlauch und herb-würziges Basilikum zeigen dann künstlichen Geschmacksverstärkern die rote Karte.

 

Gegenüber dem Gradierwerk befindet sich die Solequelle Westernkottener Warte. Sie wurde 1845 durch Zufall entdeckt, als man nach Steinsalz gesucht hat. Statt auf Steinsalz zu stoßen, hatte man damals völlig überraschend in einer Tiefe von 78 Metern die Solequelle erbohrt, die in einer großen Fontäne aus dem Bohrloch schoss.

Bis 1949 diente die sehr ergiebige Solequelle, mit einem Salzgehalt von 8,1 %, hauptsächlich der Salzgewinnung und nebenbei auch zu Heilzwecken.

Mit der Einstellung der Salzproduktion und der Gründung des Solbads 1950 vollzog sich die Wandlung des Sälzerdorf Westernkotten. Seitdem wir die Sole nur noch für den Badebetrieb und zu gesundheitsfördernden und gesundheitserhaltenden Zwecken eingesetzt.


Was es in Bad Westernkotten Sehenswertes zu entdecken gibt, kann man bei verschiedenen Ortsrundgängen feststellen. Wir haben uns für einen ca. 3 km Rundweg durch den Ortskern mit einem Mühlenausflug entschieden. 

Gleich am Ausgang des Kurparks treffen wir auf die Bronzeskulpturen mit dem Titel „Gesundbrunnen“. Der Brunnen erinnert an die Anfänge des Heilbades im Jahre 1842. Er symbolisiert zugleich drei zeitlose Werte, die sowohl für die Gäste als auch für die Gastgeber in Bad Westernkotten von hoher Bedeutung sind: Gesundheit, Gastfreundschaft, Genuss. Die Brunnenanlage besteht aus drei Skulpturen und einer Wasserfontäne.

Der „Alte Kornspeicher“ steht direkt an der Promenade. Dieses Gebäude stammt ursprünglich vom Weringhof und dürfte Ende des 17. Jahrhunderts errichtet worden sein. 1961 erwarb das Westfälische Freilichtmuseum in Detmold den Fachwerkspeicher. 1992 kaufte das Solbad Westernkotten GmbH dem Freilichtmuseum die eingelagerten Bauteile ab und 1995/1996 wurde der Kornspeicher an seinem heutigen Platz im Kurhausgarten errichtet.

2013 erwarb die Familie Lüning aus Bad Westernkotten das Objekt, um dort ein gastronomisches Highlight zu errichten.

Der Kornspeicher verbindet mit seinem historischen Fachwerk und dem neu errichteten Glasanbau Tradition und Moderne. Die Lage an der Promenade lädt uns zu einer Pause im alten Fachwerkgebäude ein. 


Gut gestärkt führt uns unser Spazierweg anschließend am Kurhaus Salinenparc vorbei. Es liegt in zentraler und idyllischer Kurparklage mit direkter Anbindung an den Ort. Das 4-Sterne-Kurhaus Design Boutique Hotel bietet 30 moderne Hotel Design Suiten als Einzel- oder Doppelzimmer an. Die Zimmer sind mit Blick auf die Kurpromenade oder Richtung Hotelgarten ausgerichtet und bieten absolute Ruhe.

 Bad Westernkotten ist ein „Bad der kurzen Wege“ und so stehen wir kurze Zeit später schon in der Ortsmitte, durch die sich der Osterbach schlängelt.

Auf der Brücke über den Osterbach stehen zwei Figuren der Wittener Künstlerin Christel Lechner aus dem Zyklus „Alltagsmenschen“ Eine Figur hat Annette Schäfer gespendet, die andere ist durch verschiedene Einzelspenden finanziert. 

Die Bad-Westernkotten-Stiftung unterstützt seit Jahren die Aufstellung von sog. Alltagsmenschen der Wittener Künstlerin und so sind mittlerweile 11 tolle Hingucker im Ort an prägnanten Schauplätzen integriert – von denen wir einige auf unserem Spaziergang entdeckt haben. 

Nun kommen wir in die neu gestaltete Ortsmitte mit seinem Dorfplatz. Der „Königssood“ war ursprünglich königlicher Salzsiedeplatz. Er bildete bis 1845 das wirtschaftliche Zentrum Westernkottens. Hier befanden sich einst drei Brunnen, aus denen Rohsole mit einem Salzgehalt von acht Prozent gefördert wurde. Heute ist der Platz im Zentrum des Ortes ein beliebter Treffpunkt zum Klönen. Er ist eine kleine Oase mit Beeten, Magnolienbäumen und Bänken zum Sitzen und Verweilen. An seine einstige Bedeutung erinnert eine Brunnenanlage und eine Bronzefigur, der sogenannte Sälzer. Die Figur wurde vom Aachener Künstler Lönneke gefertigt und 1994 eingeweiht. Sie stellt einen Salzknecht bei seiner Arbeit dar.

 

Nun geht es am Osterbach vorbei in Richtung Kirchplatz. Die frühere alte Kirche ist bis auf die Grundmauern abgebrannt und wurde 1976 abgerissen und durch die heutige kath. Pfarrkirche St. Johannes Evangelist ersetzt.

 

Sie ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Seitenkapelle. Der Kirchturm stammt noch aus dem Jahre 1699 von der ehemaligen Kirche. Er beherbergt drei Glocken sowie einen eisernen Glockenstuhl.

 

1979 gestaltete die Pfarrgemeinde den Kirchturm zu einer Mutter Gottes-Kapelle um.

In der Turmkapelle befindet sich eine sehenswürdige Pieta aus dem Jahre 1780.


 

Vor dem Kirchturm steht die Skulptur eines katholischen Geistlichen mit einem Priesterhut.

 

Die Figur erinnert an den kath. Priester Johannes Bosco (1815-1888). Er war Jugendseelsorger und Ordensgründer und wurde 1929 selig- und 1934 heiliggesprochen. Meist wird er Don Bosco genannt. 


 

 

 

 

 

Gegenüber dem Westportal des Kirchturms befindet sich eine schöne gepflegte Wegekapelle.

 

Sie stammt aus dem Jahre 1911 und wurde aufgrund eines Gelübdes von den Eheleuten Günnewig errichtet. 


Bei einem weiteren Gebäude auf dem Kirchplatz handelt es sich um die alte Volksschule. Sie wurde im Jahre 1914 errichtet und Ende 1973 von der evg. Kirchengemeinde Erwitte gekauft. Die ehemalige Volksschule wurde zum Gottesdienst- und Gemeindezentrum „Paul-Gerhardt-Haus“ umgebaut und im Mai 1977 eingeweiht. 

Das auf dem Kirchplatz aufgestellte Ehrenmal aus Rüthener Sandstein trägt die Namen der Gefallenen und Vermissten der Kriege 1870/71, 1914-1918 und 1939-1945.

Es wurde 1929 errichtet und 1958 um die beiden Außensäulen erweitert. 

 

 

Nun gehen wir in Pastors Garten. Er wurde bis 2005 von den amtierenden Pfarrern als privater Garten genutzt. 2011/12 wurde diese 600 qm große Fläche zum öffentlichen Garten umgestaltet. Die große Rasenfläche und eine Gartenhütte bieten den Kirchengruppen Platz für gemeinsame Aktivitäten. 


Da Bad Westernkotten am alten Jakobspilgerweg von Höxter über Dortmund nach Santiago de Compostela liegt, befindet sich im ehemaligen Patoratsgarten auch eine Gedenkstätte. Die eindrucksvolle, 1,2 Tonnen schwere und zwei Meter hohe Skulptur aus Sandstein zeigt den Apostel Jakobus als Pilger. Die Figur trägt einen Pilgermantel und –hut, einen Wanderstab, eine Trinkflasche, die Jacobs-Muschel zum Wasserschöpfen und einen Vorratsbeute. Die Skulptur wurde im November 2017 aufgestellt und wird seitdem von vielen Jacobspilgern besucht. 

 

 

 

Am Ende des Gartens finden wir ein Heiligenhäuschen. Dort steht eine Elisabethstatue, die sich einst an der Fassade des Elisabethheims befand.

 

Dort wohnten von 1921 bis 1962 die Dernbacher Schwestern, die in Westernkotten den ersten Kindergarten, eine Nähschule und ein Krankenhaus unterhielten.

 

Elisabeth von Thüringen gilt als Inbegriff der Armenfürsorge und Nächstenliebe.

Das Heiligenhäuschen aus roten Ziegelsteinen wurde 2012 errichtet. 


Nun führt uns unser Spaziergang durch eine Neubausiedlung mit verschieden gestalteten Vorgärten, in dem auch ein Ostergruß nicht fehlen durfte. 

 

Wir gehen vorbei an der Schützenhalle des Ortes, wo wir wieder auf einen Alltagsmenschen treffen, diesmal natürlich in der Uniform des Schützenbruders.

 

Auf dem Holzweg, gut platziert auf einem Kreisverkehr treffen wir eine weitere Figur der Künstlerin.

 

Die Gärtnerin lässt es sich selbst am Ostersonntag nicht nehmen, die kleine Fläche mit ihrer Hacke in Ordnung zu bringen. 


Rechts am Weg steht ein altes Querdeelenhaus das seit 1987 in der Denkmalliste eingetragen wurde. Dieses wunderschöne und noch fast vollständig erhaltene Fachwerkhaus stammt aus dem Jahre 1869. Der linke Teil des Gebäudes war der Wohntrakt, an dem sich rechts die Deele anschloss. 

 

Der vor dem Haus stehende Sandstein-Bildstock stammt aus dem 18. Jahrhundert.

 

Als Westernkotten 1902 eigene Pfarrei wurde, ließ der damalige Pfarrer den Bildstock an diese Stelle versetzen, um fortan eine weitere Fronleichnamprozession-Station zu haben.

 

Der schlichte Sockel zeigt vorn ein Relief, das den unter dem Kreuz fallenden Christus darstellt. Darüber befindet sich eine Heiligennische, die von Pilastern gerahmt wird. 


Direkt gegenüber befindet sich der Zugang zur Schäferkämper Wassermühle. Sie liegt inmitten eines malerischen Grundstückes, am Ortsrand von Bad Westernkotten. Die Mühle wurde in den Jahren 1747/48 errichtet.

Das Mühlengebäude ist zweigeschossig aus Bruchsteinen errichtet. Die Mauern sind bis zu 1,70 dick, verputzt und außen an den Ecken gequadert. Mittig über dem Eingang befindet sich ein Dachhaus mit Aufzug. In dem Gebäude sind Mühle und Müllerwohnung unter einem Dach vereint. 

Die Mühle ist eine Getreidemühle und wird vom Wasser des Osterbaches angetrieben, der etwa einen Kilometer oberhalb der Mühle entspringt. Sie verfügt über zwei Wasserräder, mit denen zwei Getreidemahlgänge angetrieben werden. 

Der kommerzielle Mahlbetrieb wurde 1933 eingestellt. Nach dem Tod der letzten Besitzerin im Jahre 1989 wurde die Mühle von der NRW-Stiftung erworben, von den Heimatfreunden Bad Westernkotten mit Unterstützung der Stiftung 1993/94 restauriert und als Museum eingerichtet. 

Auf unserem Rückweg geht es entlang des Westwalls, der bis 1960 die Siedlungsgrenze des Ortes bildete.

 

Jahrhunderte lang stand hier eine mächtige Linde „Schrops Linde“ genannt. Sie ist benannt nach dem angrenzenden Hof Linde.

Im Jahre 2005 einem Blitzschlag zu Opfer gefallen, wurde sie nach im selben Jahr durch eine Neupflanzung ersetzt.

 

Unter der Linde steht das älteste Holzkreuz des Dorfes aus dem Jahre 1866 mit der Darstellung des ans Kreuz genagelten Jesus. Gut zu erkennen das schmerzverzerrte Gesicht und den deutlich hervortretenden Wundmalen.

 

Die Kreuzbalken sowie das Kupferdach sind Anfang der 1990 erneuert/ergänzt worden.


Von hier sind es nur ein paar Schritte und wir stehen wieder auf der Promenade. In einem Cafe machen wir noch eine Pause und lassen uns mit Kaffee und Kuchen verwöhnen, bevor wir am späten Nachmittag diesen beschaulichen Ostersonntag beenden und wieder zurück nach Hause fahren.