Reise in die Vergangenheit

 

Gemeinsam mit rund 50 ZwARlerinnen und ZwARler unternahmen wir am 1. Oktober 2019 einen Ausflug zum Haus der Geschichte in Bonn. Bereits um 8:00 Uhr morgens verließen wir Hamm mit dem Bus und waren gespannt auf eine Reise in die Vergangenheit.

Schon bei der Ankunft im Museum war uns klar, dass ein Tag hier niemals reichen würde. Doch eine rund 90-minütige Führung soll uns helfen, bei all den vielen Eindrücken nicht die Orientierung zu verlieren.


Doch bevor es losging, stand erst einmal eine 2-stündige Stadtrundfahrt auf dem Programm.
Gestartet wurde mit dem Bus hier am Haus der Geschichte an der Willy-Brandt-Allee.

Nur einige 100 Meter weiter kommen wir auf die Konrad-Adenauer-Allee und sehen rechts vor uns das
Konrad-Adenauer-Denkmal.
Vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt auf dem Fußgängerweg steht hier auf einem Sockel ein etwa 2,50 Meter hoher Porträtkopf des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik.
Das Denkmal wurde am 26. Mai 1982 in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens und Bundeskanzler Helmut Schmidt aufgestellt.


 

Kurze Zeit später auf dem Weg zum Koblenzer Tor stehen wir mit dem Bus vor dem Kaiserbrunnen am Kaiserplatz.

 

Der Brunnen wird allerdings heute durch die Maximilianstraße von dem eigentlichen Kaiserplatz abgetrennt.

 

Der 102 Meter lange und 42 Meter breite Platz führt zurück auf den ersten deutschen Kaiser im

19. Jahrhundert, Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen, Wilhelm I.

 

Im zu Ehren wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 am 23.12.1874 ein Teil der Poppelsdorfer Allee zum Kaiserplatz umbenannt.

 


Einige Minuten später durchfahren wir das Koblenzer Tor oder Michaelstor. Das Koblenzer Tor ist Teil des Kurfürstlichen Residenzschlosses und überspannt hier die heutige Bundesstraße 9 nach Koblenz.

Kurfürst Clemens-August ließ das Tor 1751 - 57 errichten. Es diente damals dem Ritterorden vom Heiligen Michael als Archiv und Versammlungsraum. In den seitlichen Tordurchgängen befanden sich früher Wach- und Zollstuben.

Hier am Tor beginnt auch der Stadtgarten, der, ganz nah am Rhein gelegen, heute ein sehr beliebter Biergarten ist. Im Sommer finden - ganz stilecht und sehr beliebt - im Musikpavillon Konzerte statt.

Nachdem wir kreuz und quer durch Bonn und Bad Godesberg gefahren sind und viele alte Häuser bewundern konnten, sehen wir vor dem alten "Chemischen Institut" der Bonner Universität in der Meckenheimer Allee das 1903 errichtete Denkmal für den bedeutenden deutschen Chemiker und Naturwissenschaftler Friedrich August Kekulé.

Friedrich August Kekulé wurde 1829 in Darmstadt geboren und kam 1867 als Professor für Organische Chemie (Kohlenstoff-Chemie) an die Universität Bonn. Die Arbeiten und Forschungen des Wissenschaftlers prägten entscheidend den Weltruf der Bonner Chemie.

Etwas später machen wir dann einen kurzen Stop an die mit Rosskastanien eingerahmten Bonner Prachtstraße "Die Poppelsdorfer Allee". Ursprünglich verband sie auf einer Länge von genau einem Kilometer das "Kurfürstliche Schloss" mit dem "Poppelsdorfer Schloss". Heute ist sie durch die Bahngleise der linken Rheinstrecke vom Kaiserplatz abgetrennt.

Vorbei am Post Tower, die Zentrale des Logistikkonzerns "Deutsche Post DHL Group" kommen wir noch zu Bonns größtem Kreisverkehr dem Trajektknoten.
Einst eine Kreuzung der Bundesstraße 9
mit der
Franz-Josef-Strauß-Allee/Marie-Kahle-Allee.
Heute heißt der verkehrsreiche Ort "Helmut-Schmidt-Platz". Das hier stehende Kunstwerk von Bernar Venet "ARC’89" oder wie der Bonner sagt: Das Pommes-Denkmal, sollen an das Jahr der deutschen Wiedervereinigung erinnern. Die 14 Stelen sind aus Stahl und exakt um 89 Grad gekrümmt, 17 Meter hoch und 42 Tonnen schwer.

 



Zurück auf die Willy-Brandt-Allee erreichen wir nach gut 2 Stunden das Haus der Geschichte. Hier wurden wir auch schon von zwei Mitarbeitern des Museums erwartet, die uns rund 90 Minuten begleiteten und uns die Ausstellung ausführlich erklärten. Die Führung war für uns ZwARlerinnen und ZwARlern eine Reise in die Vergangenheit, ein Spaziergang durch die Geschichte der Bundesrepublik und der DDR von 1945 bis heute.


Angefangen mit der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 beginnt unsere Führung im Raum "Last der Vergangenheit und Teilung Deutschlands". Die Alliierten besetzen Deutschland und teilen es in vier Zonen auf: Amerikanische, Britische, Französische und Sowjetische Besatzungszone. Die vier Flaggen im Eingangsbereich weisen auf die Besatzungsmächte hin. Da sich die Besatzungszonen politisch und wirtschaftlich auseinanderentwickel haben entsteht im Westen mit der Bundesrepublik Deutschland, eine parlamentarische Demokratie und im Osten die DDR, eine kommunistische Diktatur, nach dem Vorbild der Sowjetunion.

Auch der hier stehende Jeep deutet auf die Besetzung der Alliierten hin. Für amerikanische Offiziere war er ein beliebtes Fahrzeug während des Einmarsches der US-Streitkräfte.


Etwas weiter können wir sogar einen Rosinenbomber von innen besichtigen. Wer von den Älteren kennt ihn nicht, den Rosinenbomber, die Flugzeuge der Alliierten zur Zeit der Berliner Luftbrücke, die West-Berlin mit Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Hilfsmitteln versorgten.

In einen anderen Raum können Besucher in den Originalstühlen des ersten Deutschen Bundestages Debattenbeiträge aus den 1950er Jahren auswählen und anschauen. Wenn man hier steht und betrachtet die alten Stühle vor sich, muss man unweigerlich daran denken, wer hat hier wohl auf welchem Stuhl gesessen? Willy Brandt, Herbert Wehner, Franz Josef Strauß, Rainer Barzel, Wolfgang Mischnick, Ludwig Erhard usw.?


Für etwas Dramatik bei unserer Besichtigung sorgt der nebenan stehende sowjetische Panzer vom Typ T-34. Er soll an den Volksaufstand am 17. Juni 1953 in Ostberlin erinnern.

 

 

Etwas weiter erinnern Originalsteine der Berliner Mauer von 1961an ein schmerzliches Kapitel deutscher Geschichte.

 

Über 20.000 Menschen gelingt in den ersten Jahren nach dem Bau der Mauer die oft spektakuläre Flucht durch die Speeranlagen.


 

Nebenbei können wir viele Dinge aus der Jugendzeit hier wieder entdecken.


Z. B. den Adenauer Dienst-Mercedes.


Der Mercedes-Benz 300 war die erste deutsche Repräsentationslimousine nach dem Zweiten Weltkrieg.

 

Nachdem sich der erste deutsche Bundeskanzler für dieses Fahrzeug als Dienstwagen entschieden hatte, bürgerte sich die Bezeichnung „Adenauer-Mercedes“ ein.


Auch der bemalte „VW Bulli“ aus der Zeit der Hippie-Bewegung erinnert uns daran, dass wir doch schon zu der älteren Generation zählen. Er soll die Besucher in die Zeit von "Liebe und Frieden" versetzen.

 

Eindrucksvoll und faszinierend ist auch das Kino aus den 1950er Jahren. Man kann sich hier in rote Sessel fallen lassen und sich einen Schwarzweiß-Film ansehen.


Das Kaufhaus aus den 1950-Jahren erinnert an das deutsche "Wirtschaftswunder". Waschmaschinen, Kühlschränke, Mixer, Fernsehgeräte, Radioapparate und Tonbänder sind Verkaufsschlager geworden.


Da plötzlich sogar Arbeitskräfte in Deutschland fehlen, beginnen Unternehmer ausländische Arbeitskräfte einzustellen.

Ab 1955 gibt es ein Anwerbeabkommen mit Italien und die ersten "Gastarbeiter" kommen. Der Mann mit dem Koffer am Bahnsteig erinnert an den ersten ankommenden ausländischen Arbeiter in Deutschland.

 

 

1964 wird der millionste Gastarbeiter am Kölner Hauptbahnhof begrüßt und erhält als Dankeschön ein Moped geschenkt.

 


Fazit: Durch die aufwendig und geradezu liebevoll gestaltete Ausstellung wurde der Tag für uns zu einem besonderen Erlebnis. Auch wenn wir nach diesem langen Tag alle völlig erschöpft waren, verließen wir Bonn mit der Einstellung, dass es sich jederzeit lohnt, noch einmal das Haus der Geschichte zu besuchen, da man immer wieder neue Details entdecken wird.