Unterwegs zum Schokoladencafé nach Borgeln

 

Heute wollen wir mal wieder etwas anderes sehen als die eigenen vier Wände oder unseren Kleingarten, denn mit den steigenden Temperaturen und vielen Sonnenstunden macht das Radfahren tagtäglich mehr Spaß.
Eigentlich radeln wir oft bei unseren Touren zusammen mit anderen, denn das fördert die Motivation und macht mehr Spaß. In diesem Frühjahr ist aufgrund der Corona-Pandemie und den Kontaktverboten alles etwas anders, nicht für die Natur, aber für uns. Gesellige Zusammenkünfte weichen in diesen Zeiten der Zweisamkeit bei unseren Ausflügen. Doch lassen wir uns auch zu zweit von der Kraft der Natur und vom Frühlingserwachen inspirieren.

Um unseren Heimatort gibt es viele Fahrradstrecken für jeden Geschmack, die abseits der Straßen durch eine reizvolle Naturkulisse führen. Wir wollen uns den heutigen Tag etwas versüßen und haben uns für unseren Stopp heute das Schokoladencafé in Borgeln ausgesucht. Doch erst einmal heißt es kräftig in den Pedalen treten, denn diese Wegstrecke hat so einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. 

Im Kurpark, dem Herzstück der Hammer Stadtlandschaft, direkt neben dem Gradierwerk befindet sich ein neu gestalteter Parkbereich, den wir uns erst einmal ansehen wollen. Dieser Gradierwerksgarten ist erst vor einigen Tagen offiziell eröffnet worden.

Auf 1.000 Quadratmetern ist nach dem Vorbild historischer Klostergärten diese neue Gartenanlage entstanden. Die über 12.000 Pflanzen in 16 Beeten sind mit einer meterhohen Buchen- und Eibenhecke eingefasst und mehrere Wege zwischen den Beeten laden zum Begehen ein. 


Das Plätschern des Brunnens im Zentrum des Gartens hat einen beruhigenden Klang und passt ideal in das natürliche Umfeld des Gradierwerks. Mit diesem neuen Gradierwerks-Garten ist ein echtes Schmuckstück und ein weiteres Stück neuer Lebensqualität entstanden. Doch müssen sich die Pflanzen in den kommenden Jahren noch entwickeln, um sich dann in voller Pracht zu präsentieren. 

Vorbei am Alten Fährhaus geht es für uns nun auf eine landschaftlich reizvolle Strecke entlang des Datteln-Hamm-Kanals. Mit einer Länge von 48 km verläuft der Kanal vom nördlichen Ruhrgebiet bis nach Hamm, wo er in Uentrop endet. 

Der bestens ausgebaute Radweg, der größtenteils direkt am Kanal und in Sichtweite der Lippe verläuft, zeigt uns wieder welch schöne Blumen hier am Wegesrand und am Kanalufer zu sehen sind. Alt vertraute Orte, hundertfach gesehen oder übersehen, doch heute genießen wir das Wasser, das Grün sowie die farbenfrohe Blumenpracht am Kanal. 

In Uentrop verlassen wir den Kanal und unser Weg führt uns weiter entspannt durch Wiesen, Felder und Wäldchen. Mit unseren E-Bikes kommen wir durch Orte, die wir bisher nicht kannten.

In Hündlingsen, ein Ort, der uns nichts sagt, stehen wir anschließend an der Ecke Brunnenstraße unter einer alten Friedenseiche. Ein schöner und schattiger Platz, um wieder eine kleine Pause einzulegen und natürlich auch um ein Foto zu machen.

An einer danebenstehenden Infotafel erfahren wir Näheres über diese Friedenseiche.

 

"Zum Andenken an den glorreichen deutsch -französischen Krieg des Jahres 1870/71 und zur Feier des Friedens haben die Einwohner der Ortschaften Hündlingsen und Berksen im Krümpel eine Eiche, die sogenannte Friedenseiche gepflanzt, mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass dieselbe von Kind und Kindeskindern heilig und unantastbar gehalten werde."  (Die Eiche soll der gegenwärtigen Generation eine Erinnerung an die Vergangenheit, unseren Nachkommen aber eine Mahnung sein, im Falle eines ähnlichen Krieges ebenso tapfer die heimatlichen Grenzen zu verteidigen, wie die jetzige Armee es getan hat, nur lieber das Leben zu opfern, als einen Fussbreit deutscher Erde an das übermässige Frankreich abzugeben).

 

Natteln, den I9. Mai 1871

(Auszug aus dem alten Protokollbuch der Gemeinde Natteln 1848 - 1921) 



Weiter geht es nun in Richtung Nateln, wo wir am Ortseingang auf ein Kriegerdenkmal stoßen.


Die Inschrift lautet:

Es starben den Heldentod für König

und Vaterland, für Kaiser und Reich.

Heldenehrung der Gemeinde Nateln.

Mein Volk vergiß die treuen Toten nicht.




Gegenüber dem Kriegerdenkmal befindet sich mit Buswartehäuschen, Ruhebank und Ortstafel der eigentliche Mittelpunkt des Dorfes.
Auf der Ortstafel ist in einer kurzen Beschreibung die Entstehung der Ortsnamen von Nateln, Hündlingsen, Berksen und Hacheney verewigt.

 

Der Ort Nateln wurde erstmalig 1167 als "Nordhaldun" erwähnt. 


Heute ist Nateln ein Ortsteil der Gemeinde Welver im Kreis Soest.


Kurze Zeit später stehen wir vor dem alten Rittersitz Haus Nateln das in den früheren Jahren Schutz vor feindlichen Übergriffen bot.
Mit dem Haus Nateln gab es noch die Herrensitze, das "Nigge Hus" und "der Tempel".

Das Haus Nateln, ein eineinhalbgeschossiges Fachwerkgebäude ist noch heute erhalten und befindet sich in Privatbesitz. 

Weiter geht es in das Vogelschutzgebiet Ahsewiesen. Die Aue der Ahse, der Bördebach, und die sanft ansteigenden Hänge bilden hier das typische Naturschutzgebiet. Die artenreichen Wiesen und eine für Feuchtgebiete typische Vogelwelt zeichnen hier das Vogelschutzgebiet Ahsewiesen aus. Sie werden nicht nur von Vogelkundlern, sondern auch von vielen Spaziergängern und Radfahrern besucht.
Von zwei Beobachtungsstellen aus kann man hier die Vögel aus der Ferne gut betrachten.

Entlang des Merschweg geht es nun weiter in Richtung Berwicke und kurz vor dem Ort sehen wir schon von Weitem die ehemalige Wasserburg Haus Nehlen. 

Sie ist durch hohe Eichenbäume verdeckt und nur durch seine wuchtigen Türme und dem stattlichen Dach zu erspähen. Haus Nehlen wurde erstmals 1268 urkundlich erwähnt. Die Wasserburg war damals Stammsitz der Adelsfamilie von Nehlen und diente wohl zum Schutz der Grafschaft Rudenberg.

 Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage zu einem Schloss im Stil der Lipperenaissance umgebaut und ist seitdem im Besitz der Familie von Boeselager. Nachdem die Familie 1770 ihren Hauptsitz nach Schloss Höllinghofen verlegt hat, wird der Besitz bis heute von Pächtern und Verwaltern bewirtschaftet. Die Burg, auf Eichenpfählen erbaut, liegt auf dem inneren Gräftenring. Um die Wirtschaftsgebäude und Stallungen befindet sich ein weiterer Gräftenring. Wir schauen uns etwas um und die Informationstafel bietet anschauliche Erklärungen zu diesem imposanten Bauwerk. 


Durch ein kleines Eichenwäldchen geht es zurück auf die Landstraße, weiter durch Berwicke, bis wir etwas später in Stocklarn vor der sehenswerten ev. St. Antonius Kapelle stehen.

 

Die Einwohner von Stocklarn sind ganz besonders stolz auf ihre St. Antonius Kapelle. Es handelt sich hierbei um eine Fachwerkkirche, welche in dieser Gegend fast einzigartig ist. 1722 wurde an der Stelle eines vermuteten Vorgängerbaus die jetzige Kapelle mit einem dreiseitig geschlossenen Chor errichtet.


Der Platz um die Kapelle diente bis 1882 als Friedhof. Viele alte Grabsteine sind heute noch Zeugen dieser Zeit.



In Blumroth, auch eine kleine Gemeinde von Welver stehen wir vor einem weiteren Gefallenenehrenmal für die Opfer des 1. Weltkrieges und 2. Weltkrieges.

 

Entlang der Straße "Borgeler Linde" erreichen wir dann endlich nach gut 26 km Borgeln und damit auch unser Ziel, das Schokoladencafe, das wir bei unserer Fahrt zum Soester Weihnachtsmarkt entdeckt haben.


 

Seit Dezember 2018 kann man im urgemütlichen Ambiente des denkmalgeschützten Fachwerkhauses aus dem 19. Jahrhundert die leckeren Spezialitäten aus der Backstube sowie der Konditorei genießen.

Erst seit einigen Tagen haben Cafés und Gaststätten in der Corona-Pandemie wieder geöffnet und wir benötigen einen Mundschutz im Inneren des Cafés und auch das Ausfüllen einer Anwesenheitsliste ist Pflicht.

 

Aufgrund des herrlichen Wetters setzen wir uns lieber vors Haus. Auf der großen Rosenfläche kann man wunderbar pausieren und das perfekte Urlaubsfeeling kommt bei einem Stück Erdbeerkuchen sowie einer süßen Verführung in Form einer Trinkschokolade auf. Nix für die Figur, alles fürs Wohlbefinden.

 

Für zu Hause nehmen wir uns noch ein Brot und einige Schokoladenspezialitäten mit, denn die Bäckermeisterin Karin Steinhoff gehört zu den weltweit nur 30 Schokoladen-Sommeliers und bietet handgegossene Pralinen zum Kauf an. 


Nach dieser Pause fahren wir nun ins Ortszentrum von Borgeln, das sich über eine Fläche von 666 ha erstreckt. 1069 Einwohner verteilen sich im Kerndorf und auf die Gehöftegruppe Fahnen, dem Gut Broel und den Höfen "Am Kotten". 

An der Rad-Information von Borgeln werden wir auf das Schmuckstück des Dorfes aufmerksam gemacht.

 

Die evangelische Kirche basiert auf der Vorgängerkirche aus der Zeit zwischen 1150 und 1180. Der Kirchturm der romanischen, aus Grünstandstein erbauten Kirche geht auf das Jahr 1050 zurück.

Umgebaut zur heutigen Hallenkirche wurde das Gotteshaus 1712. Heute ist die Kirche Mittelpunkt des evangelischen Kirchspiels Borgeln, zu dem die umliegenden Dörfer gehören.

 


 

Vor der Kirche steht das Alte Pastorat.

 

Nachdem es nicht möglich war, dass die Gemeinde aus eigener Kraft die notwendigen Investitionen und Sanierungsmaßnahmen bezahlen konnte, ging das Gebäude in Privatbesitz über.

 

Toll umgebaut und fertig saniert ist das Fachwerkhaus ein wahrer Blickfang. 


Nach der kleinen Ortsbesichtigung heißt es wieder E-Bike einschalten, aufsitzen und los geht´s. Für Radfahrer werden in der Natur immer mehr Wege erschlossen und so radeln wir auf idyllischen Feldwegen in Richtung Welver. Die heutige Gemeinde wurde 1969 im Rahmen der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen gebildet; sie umfasst 21 Ortsteile. 

 

Welver wurde zum Zentralort der neuen Großgemeinde und eine Ortskernsanierung verwandelte das Gesicht des Ortes.

 

Mit dem Bau eines neuen und schönen Rathauses sowie eines großen Rathausplatzes wurde auch äußerlich der Anspruch unterstrichen, Zentrum der Großgemeinde zu sein. 


 

 

Ein kleiner Kiosk am Markt, untergebracht in einem sanierten Fachwerkhaus, mit umfangreichem Warensortiment gehört genau so dazu wie der stattliche Maibaum mit seinem Kranz, den bunten Bändern und dem historischen Wappen “Amt Borgeln-Schwefe 1961“. 


Um den Stadtkern gibt es viele Fahrradstrecken für jeden Geschmack. Wir radeln die Illinger Straße entlang und kommen im gleichnamigen Ort an einem Kriegerdenkmal vorbei, welches an die gefallenen Gemeindemitglieder im

I. und II. Weltkrieg erinnert.

Gegenüber des Illinger Denkmals haben Kinder und Jugendliche der Gemeinde aufgrund Erzählungen der Zeitzeugin Agnes Karbowski eine Infotafel mit entsprechenden Informationen zum Kriegerdenkmal und den Kriegsjahren in der Gemeinde Illingen erstellt.

 

Wir haben diese Nachricht interessiert gelesen und hoffen, dass diese Informationen in einem wetterfesten Schaukasten/Schautafel erhalten bleiben.

 

 


Kurz vor Rhynern, auf der Pollgartenstraße treffen wir auf einen Einzelgänger eines der seltensten Großsäugetiere. Der Besitzer einer Weidefläche hat vor einem Zaun eine Nashorn-Skulptur aufgestellt – ein Fotomotiv der besonderen Art -.

Im Zentrum von Rhynern machen wir noch einmal einen Fotostopp. Mit 59 qkm ist es der größte Stadtbezirk der Stadt Hamm. Ein sehenswertes Fleckchen ist der Sankt-Reginen-Platz. Dieser Platz zweigt als Sackgasse von der Reginenstraße ab und bildet das Zentrum des alten Dorfes Rhynern. 

Die mittelalterliche Kirchenringbebauung ist hier erhalten geblieben und ist durch ihre kleinparzellige Struktur gekennzeichnet.

Auf dem fast rund umbauten Kirchplatz steht mittig die katholische Pfarrkirche St. Regina. Sie gilt als einer der interessantesten Kirchenbauten in der Stadt.

Ihre Geschichte geht zurück bis in des 10./9. Jahrhundert. Der klotzige Westturm mit einer Höhe von 56 m stammt aus dem 12. Jahrhundert. Seit 1985 steht die kath. Pfarrkirche St. Regina unter Denkmalschutz. 


 

In exponierter Stelle in der Dorfmitte, im Kreuzungsbereich Reginenstraße/An der Windmühle steht das Kaiser-Wilhelm-Denkmal.

 

Es wurde nach 1888 als Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 aus Allen, Berge, Rhynern, Wambeln und Westtünnen errichtet.

 

Auf einem vierstufigen Sockel mit Ehrentafel erhebt sich die Standfigur von Kaiser Wilhem I.


 

In einem 230 Jahre alten denkmalgeschützten Fachwerkhaus im Zentrum von Rhynern liegt das Restaurant und Hotel Lindenhof.

Passend zum historischen Fachwerkhaus mit rotem Ziegeldach werden die Gäste in einem rustikalen Restaurant im Landhausstil bewirtet.

Für die Sommermonate gibt es vor dem Haus einen behindertengerecht angelegten Biergarten.

 

Im goldenen Licht des Spätnachmittags radeln von hier die letzten Kilometer bis nach Hause.