Radtour von Bildstock zu Bildstock
Wer, so wie wir mit dem Fahrrad die Landschaft rund um Hamm, Werne, Bockum-Hövel, Stockum usw. erkundet, wird sie kennen, die verschiedenen Arten von Steinkreuzen, Bildstöcken und Heiligenhäuschen. An den zumeist religiösen Kleindenkmälern an den Straßen fährt man meistens achtlos vorbei. Diese kleinen Denkmäler werden bereits seit dem Mittelalter an Straßen und Wegkreuzungen und an Wald- und Feldrändern errichtet und sind typisch für unsere Region rund um Münster.
Bei einem Ausflug mit dem Fahrrad wollen wir heute diese sichtbaren Zeugnisse des Glaubens in unserer näheren Umgebung einmal erkunden.Als erstes Ziel haben wir uns in Werne-Stockum das Hofkreuz vor dem Hofladen Schulze Blasum, Blasum 1 ausgesucht.
Bis dahin geht es, von uns aus (Start: Kurpark in Hamm), immer entlang des Kanals und Lippe, bis wir zur Müllverbrennungsanlage kommen, wo wir dann rechts in Richtung Bockum-Hövel fahren. Links, kurz der "Hammer Straße" folgend, dann rechts in die "alte Bockumer Str." und wir haben unser Ziel, Blasum 1 erreicht.
Seit 1904 stand hier ein steinernes Wegekreuz. Im Jahre 1967 wurde das stark verwitterte Kreuz durch ein neues Holzkreuz, direkt an der Zufahrt zum Hof Schulze Blasum, ersetzt.
Leider ist das Holzkreuz heute auch nicht mehr in einem guten Zustand.
Der Hofladen bietet vom Sommer bis in den Herbst hinein saisonales Obst und Gemüse an. Leckere Weidegänse, Puten, Flugenten und Hähnchen, sowie Wild aus regionaler Jagd runden das Angebot ab.
Quer über dem Hof geht es vorbei an riesigen Spargelfeldern zum Ostholtweg, wo wir auf das erste Heiligenhäuschen treffen.
In diesen kleinen Häuschen befinden sich Heiligenfiguren oder -bilder, die meistens durch ein Fenstergitter geschützt sind.
Seit dem 13. Jahrhundert wurden sie zur Verehrung des dargestellten Heiligen, zum Dank nach überstandenen Gefahren oder als Erinnerung an schreckliche Erlebnisse erbaut.
15 Minuten später, es geht vorbei an Wiesen und Feldern in Richtung Stockum, erreichen wir den landwirtschaftlichen Betrieb und Ferienhof Dahlkamp. Familien mit Kindern, die gern Urlaub mit Tieren verbringen möchten, sind hier gut aufgehoben. An Tieren, die sich auch von den Gästen streicheln lassen wollen, gibt es hier z. B. Pferde, Esel, Katzen Alpakas, Hühner, Kaninchen und Emma, das Hängebauchschwein. Hier am Hof, an der Feldstraße steht ein hölzernes Wegekreuz mit Schutzdach und Corpus.
Das 1868 aufgestellte Kreuz wurde im Jahre 1965 erneuert und die Corpusrestaurierung wurde damals in der Schreinerei Lodensträter durchgeführt. Wir folgen weiter der Feldstraße und machen dann einen Abstecher zum Ehrenmal an der Werner Straße in Stockum.
Einem Hochkreuz auf Steinsockel mit drei davor stehenden Metalltafeln mit den Namen der Verstorbenen, Vermissten und Gefallenen beider Weltkriege. Eingeweiht wurde das Ehrenmal, an denen fast die gesamte Stockumer Bevölkerung teilnahm, im Jahre 1956.
Von hieraus geht es erst einmal, immer der Werner Straße entlang bis zum nächsten Kreisverkehr, wo wir auf den Garten- und Landschaftsbau Grunewald GmbH stoßen.
Man erkennt den Betrieb schon an den auffälligen Schriftzug, direkt neben dem Kreisverkehr. Rund 600 Metern weiter biegen wir links in den Forstkamp und kurze Zeit später stehen wir schon vor dem 1984 aufgestelltem Heiligenhäuschen mit einer Christophorusfigur.
Nach der Aufstellung wurde schon einige Zeit später die Christophorusfigur gestohlen.
Dank einer großzügigen Spende wurde die Figur aber erneuert und durch ein schmiedeeisernes Gitter zusätzlich gesichert.
Von hieraus geht es wieder zurück und quer durch Stockum.
Rechts auf die Werner-Straße, links immer entlang der Knüvenstraße, bis wir auf den Kiwitzheidweg kommen.
Einige Meter weiter rechts, kommen wir zum Dreinagelkreuz in der Kibitzheide. Der aus Eiche geschnitzte Corpus, eine Arbeit eines unbekannten Künstlers, soll angeblich früher in einer norddeutschen Kirche gestanden haben. Bei einem Dreinagelkreuz ist Jesus im Gegensatz zum Vier-Nagelkreuz mit übereinandergelegten Füßen und drei Nägeln dargestellt.
Wir fuhren den Kiwitzheidweg zurück, über die A1, rechts in den Husemannsweg und an der Horster Straße stehen wir vor einem weiteren Dreinagelkreuz.
Das Wegekreuz hier an der Horster Straße ist aus Eichenholz und wurde im Jahre 1966 im Rahmen der Flurbereinigung um einige Meter versetzt. Angefertigt wurde das Kreuz angeblich im Jahre 1890 und im Jahre 2001 erneuert. Der Corpus selbst konnte restauriert und wieder an das Kreuz befestigt werden.
Der Grund der Aufstellung soll im Jahre 1890 der Unfalltod eines landwirtschaftlichen Gehilfen gewesen sein.
Die Tafel am Kreuz trägt die Aufschrift
"Mein Jesus Barmherzigkeit".
Weiter geht es für uns wieder über die Autobahn A1 in Richtung Horst.
Am Eingang zu Horst, direkt an der Hellstraße sehen wir von weiten schon das nächste Kreuz.
Ein aus Sandstein gefertigtes Hofkreuz mit Sockel, weiß gestrichen und mit einem geschmiedeten Gitter umgeben. Grund der Aufstellung soll angeblich eine Hochzeit gewesen sein.
Beim nächsten Stopp an der Herberner Straße treffen wir auf das erste Vier-Nagelkreuz.
Bei einem Vier-Nagelkreuz wurde der Corpus bis zum 12. Jahrhundert mit vier Nägeln befestigt. Hierbei wurde jeder Fuß einzeln angenagelt. Bei diesen Kreuzen kann man heute davon ausgehen, dass es sich hier nicht um Originale handelt, denn erst ab den 19. Jahrhundert wurde diese Form von Steinmetzen wieder aufgenommen.
Dieses Steinkreuz aus Terrazzo wurde im Jahre 1957 aufgestellt und hat ein Corpus aus Steinguss. Es stellt ein Erinnerungskreuz dar und weist auf ein ehemaliges Haus, in denen die Familie Heimwerth wohnte.
Die am Sockel befestigte Platte trägt die Inschrift:
"Mein Jesus, Barmherzigkeit".
Nicht weit entfernt, ebenfalls an der Herberner Straße steht ein weiteres aus Sandstein gefertigtes Wegekreuz. Die im Sockel angebrachte Inschrift lautet: "Nicht dieses Bild, o Wandersmann, nur Gott allein bete an". Diese schriftlichen Hinweise im Sockel mancher Wegekreuze sollen zum Ausdruck bringen, dass diese christlichen Wegekreuze nicht der Anbetung dienten.
Auf der etwas stark befahrenen Herberner Straße geht es für uns mit dem Fahrrad dann weiter bis zur Wesseler Riege 4. Das hier um 1900 aufgestellte Hofkreuz wurde, da es stark verwittert war, im Jahre 1960 verbrannt und durch ein neues Kreuz ersetzt. Der Corpus selbst konnte aber noch restauriert werden.
Etwas weiter an der Wesseler Riege 12 finden wir ein Wegekreuz mit einem gegossenen Corpus.
Das Kreuz muss mal weiß gewesen sein und anschließend mit einer dunklen Farbe überstrichen worden sein.
Die Schrifttafel am Kreuz ist etwas schlecht lesbar, lautet aber:
"Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist. Gekreuzigter Jesus, aus Liebe zu unserem Herrn ertrugst Du solche Schmerzen".
Rund drei Stunden sind wir jetzt schon unterwegs und wollen auch mal eine Pause einlegen, deswegen nehmen wir nun auch den direkten Weg nach Ameke zum Hofcafe May.
Kurz vor Ameke treffen wir aber noch auf ein wunderbares Hofkreuz.
"Hofkreuz Collignon-Panick"
Anlass der Aufstellung dieses Kreuzes soll eine Hochzeit im Jahre 1946 gewesen sein.
Der angebrachte Spruch lautet:
Pater in commendo spiritum meum
(Herr, auf Dich vertraue ich,
in deine Hände lege ich meinen Geist und mein Leben)
Etwas weiter treffen wir dann noch auf einem Bildstock, ein Vesperbild aus dem Jahre 1789, umrahmt mit einem Eisengitter. Die Restaurierung von Bernd Borgmann und Frau Gerda geb. Greive war im Jahre 2004.
Die Inschrift lautet:
Reuend wirf Dich hier zu Erden. Betrachte Jesu Tod. Mariens Schmerzen.
Hierdurch wirst du selig werden, wenn du es nimmst zu Herzen.
Noch ein paar Meter und wir hatten es geschafft, wir saßen gemütlich im Café May und stärkten uns für die Rückfahrt mit Kaffee und Kuchen.
Wir waren erstaunt, wie viele Wegekreuze wir gesehen haben und sie alle erzählen viele Geschichten.