Rund um die Möhnetalsperre - Juli 2016 – unterwegs in der Natur

 

Nur eine halbe Autostunde von unserem Heimatort entfernt liegen Start und Ziel unserer heutigen Fahrradtour. Die Möhnetalsperre, auch das „Westfälische Meer“ genannt, ist eine der größten Stauseen in NRW und der größte im Sauerland. In den Sommermonaten ist der Möhnesee mit seiner imposanten Staumauer für Millionen Menschen aus dem Ruhrgebiet, Sauerland und der Soester Börde das Naherholungsziel Nummer eins. Haben wir diesen See in den zurückliegenden Jahren fast nur zum Baden und Paddeln genutzt, wollen wir nun diese abwechslungsreiche Landschaft mit dem Fahrrad erkunden, denn der 2010 fertiggestellte, durchgehend asphaltierte, neue Uferradweg umschließt den Möhnesee komplett.

Bei unserer Anreise stoppen wir bereits 1 ½ Kilometer vor dem See, denn auf unserer Route steht an der höchsten Stelle der Soester Börde der 1934 eingeweihte Bismarckturm.

 

Er ist als Gedenkturm zu Ehren des ehemaligen Reichskanzler Fürst Otto von Bismark und den Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet worden.

 

Von der 18 Meter hohen Plattform soll man bei guter Fernsicht die Beckumer Berge, den Teutoburger Wald, die Kraftwerke an der Lippe und den Dortmunder „Florian“, den Möhnesee sowie den Arnsberger Wald erkennen können.

 

Da der Turm nur an Sonn- und Feiertagen von 10-12 Uhr zu besteigen ist, mussten wir uns mit der Außenansicht begnügen und fahren weiter zu unserem Parkplatz in der Nähe der Delecker Brücke. Von hier starten wir nun unsere Tour auf 2 Rädern.


Die Möhnetalsperre wurde zwischen 1908 und 1912 erbaut. Durch die Flutung wurden Teile der Ortschaft Delecke, die bereits erstmals 1191 urkundlich erwähnt wurde, überschwemmt. Von den damals 670 Einwohnern mussten 400 umgesiedelt werden. Hierdurch verlor Delecke seinen Ortsmittelpunkt und gewachsene Strukturen wurden zerstört.

Bis heute hat der Ort zwar noch keinen Ortsmittelpunkt, ist aber trotz allem ein beliebter Fremdenverkehrsort mit zwei Campingplätzen, davon hat einer ein öffentliches Strandbad, zwei Yachtclubs und einer Taucherbucht.

Dass der See mit seinen 10,37 km² Wasseroberfläche ganz besonders zum Segeln und Surfen einlädt, zeigt der schön gestaltete Kreisverkehr an der Delecker Brücke, die wichtigste Querung des Möhnesees.

Doch auch die Kunstgalerie, die sich in unmittelbarer Nähe des Kreisverkehrs in Delecke befindet, hat mit seiner „Badenden“ gleich neben dem Restaurant und Bistro MAXX einen Hingucker geschaffen.

 

Eine kleine romanische Kostbarkeit steht seit Jahrhunderten auf einer Anhöhe über dem Möhnetal, die „Drüggelter Kapelle“. Hier kommen wir so richtig in Bewegung, doch dank unserer E-Bikes schaffen wir den Anstieg spielend und stehen wenig später vor dem unter Denkmalschutz stehenden kleinen 12-eckigen Rundbau.

Dichter Baumbestand umgibt das kleine Kirchlein und erinnert an seine frühere versteckte Waldlage. Heute befindet sich die Kapelle auf dem Grundstück des Hofes Schulte-Drüggelte.

 

Sie ist einzigartig in ihrer Architektur, denn ihre Außenmauern formen ein Zwölfeck.

 

Durch einen Vorbau mit einer schweren, geschnitzten Holztür betreten wir den Innenraum, der von 2 Säulenkränzen dominiert wird. Insgesamt 16 Säulen tragen die Decke der Kapelle, die nur einen Durchmesser von 11 Meter hat.


Im Inneren finden noch immer Gottesdienste statt, und wer möchte, kann sich hier ganz romantisch das Ja-Wort geben!

Außerdem finden im Sommer und Herbst Kammerkonzerte, veranstaltet vom Heimatverein Möhnesee, statt.

 

Gleich neben der Kapelle steht unter den hundertjährigen Kastanien ein wunderschönes altes Backhaus.

Laut unseren Recherchen soll früher einmal um die alte Kapelle herum ein großes Kloster mit Wirtschaftsgebäuden gestanden haben, wozu auch dieses Backhaus gehört haben könnte.


Rund um Kapelle und Backhaus ist ein Skulpturenpark zu sehen, der von Künstlern der Region bestückt wurde

?

von Edda Tubbesing

SPHINX
von Edda Tubbesing

Europa 1945
von Johannes Dröge


Nach diesem Abstecher geht es aber wieder hinunter zum Möhneradweg, wo wir unsere Umrundung fortsetzen. Der Radweg ist eine große touristische Aufwertung für die Region. Früher war der Möhnesee nur auf der engen Landstraße zu umfahren, nun haben wir einen Weg für uns alleine und können genussvoll Wasser und Landschaft genießen. Attraktiv macht den Möhnesee-Radweg auch die Fülle an Aussichtspunkten mit anschaulichen Informationstafeln.

Einen längeren Stopp machen wir im Seepark Körbecke. Mit der Realisierung dieser wunderschönen Anlage wurde bereits im August 2014 begonnen.

Der Öffentlichkeit übergeben wurde der Seepark offiziell am 28. Juli 2016. 126 Bäume und Sträucher wurden für den Seepark Körbecke gefällt, um den durch die Bäume verdeckten Blick auf den See freizugeben. Nun stehen wir oberhalb der Seetreppe und können die Blicke über den See schweifen lassen. Wir gehen hinunter zum Uferweg, der zu einer großzügigen Promenade ausgebaut wurde.

Unzählige Bänke und die Stufen am Wasser laden zum Verweilen ein und geben den Blick zur Fußgängerbrücke frei, die hinüber zum Südufer führt - der Waldseite des Sees. Der Seepark hat die Attraktivität des Fremdenverkehrsorts Körbecke gestalterisch aufgewertet.

Das Restaurant Seepark in Möhnesee Körbecke liegt nur eine Fußwegbreite vom Ufer des Möhnesees entfernt und direkt neben der neuen Seetreppe. Von der Terrasse aus haben wir bei einem Cappuccino einen wundervollen Blick über den See und auf das Treiben auf und um den See herum.


Niedrigwasser an der Möhne durch den trockenen Sommer 2018.

Schon Anfang September 2018 war der Pegelstand der Stauseen so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Jetzt ist etwa in der Möhne nicht einmal mehr halb so viel Wasser wie sie fasst.

Oben der Seepark in Körbecke im Juli 2016 - Unten der Seepark im Januar 2018


Eine perfekte Rast bietet auch der Ortskern von Körbecke. Wir radeln zu der rd. 200 m entfernt gelegenen Ortsmitte von Körbecke.

Neu angepflanzte Baumreihen begleiten uns auf diesem Weg.

Auch der Pankratiusplatz hat ein neues Gesicht bekommen.

Der Pankratius-Brunnen der Gebrüder Winkelmann ist von der Platzmitte auf eine erhöhte Fläche umgesetzt worden und somit jetzt näher an den Geschäften.

Im Zentrum ist nun ein Feld aus Wasserfontänen entstanden. Auf Steinbänken, die den Platz jetzt umrahmen, kann man sich gemütlich ausbreiten oder vom Restaurant Venezia einen Blick auf den neu gestalteten Platz der Gemeinde werfen.

Gleich hinter dem Pankratiusplatz ragt der Kirchturm der gleichnamigen Kirche empor.

 

Die katholische Pfarrkirche St. Pankratius ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude.

Das genaue Alter dieser Kirche ist nicht mehr festzustellen. Belegt ist aber, dass in den Jahren zwischen 1705 und 1710 ein Neubau erfolgte, der in etwa die heutige Form hatte.


Bei einem Brand im Jahre 1715 wurde dieser Bau größtenteils wieder vernichtet, aber in den Jahren 1715 bis 1719 unter Leitung des bekannten Meisters Heinrich Stütting wieder aufgebaut. Dieser stellte auch die gesamte Inneneinrichtung her.

Zurück auf dem Möhneseeradweg treffen wir kurz hinter Körbecke auf eine weitere Sehenswürdigkeit.

 

Da die evangelische Kirchengemeinde nach dem Krieg auf 1200 Gläubige angewachsen war, wurde der Bedarf nach einer eigenen Kirche laut.

Der Ruhrverband, als Eigentümer der Talsperre, bot der Gemeinde ein Grundstück an der Seestrasse in Körbecke an.

 

Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Januar 1952, die Einweihung im Oktober 1954.


Bei der Ausschmückung der neuen Kirche überließ man ihnen 12 Apostelfiguren. Die Kirche – unmittelbar am Radweg – hat somit ein respektables Kunstwerk aufzuweisen und gleichzeitig den Namen “Zwölf Apostel Kirche” erhalten. An diesem schlichten kleinen Gotteshaus wurde aufgrund der steigenden Anzahl der Gemeindemitglieder im Jahre 2001 ein Erweiterungsbau durchgeführt.

Bei unserer Tour rund um den Möhnesee wird uns bewusst, dass der See aus 4 Becken besteht, getrennt durch Brücken.

Von unserem Aussichtpunkt blicken wir über das Wambeler Becken hinüber zum Stockumer Damm. Das Wambeler Becken, das als Vorstaubecken dient, wird durch den Stockumer Damm auf einen Mindestwasserpegel gehalten. Das wird durch ein Stauwehr zwischen den vier Pfeilern der Brücke in Dammmitte erreicht. Bei Niedrigwasser im Hauptbecken entsteht hier ein Wasserfall. Aufgrund der vielen Informationstafeln entlang der landschaftlich reizvollen Strecke erfährt man viel Wissenswertes über die Talsperre und ihrer Entstehung.

Schon in den dreißiger Jahren war der Möhnesee Ziel vieler Ausflügler. So baute man gleich neben dem Bahnhof den Strandhof und eröffnete daneben zu Pfingsten 1938 ein Strandbad, das sich sogleich großer Beliebtheit erfreute. Die Personenbahnfahrt musste sich 1960 der Konkurrenz des Autos beugen. Das Strandbad und das Gebäude des Strandhofes gibt es aber heute noch.

Unter dem Namen „Uferlos“ bringt das Strandbad heute die Karibik mit seinem weißen Sandstrand, Sandkörben und Sonnenliegen ins Sauerland. Ob im Strandkorb oder auf der Sonnenliege, genügend Platz bietet die Spiel- und Liegewiese für Jedermann. Aufgrund seiner erstklassigen Wasserqualität kommen besonders in den Sommermonaten bevorzugt Badegäste und Wassersportler zum Möhnesee.

Wir radeln weiter entlang des Möhnesee-Ufers und kommen am Ende des Wambeler Beckens auf eine „kleine Schönheit“, die Kanzelbrücke. Wer diese Brücke am östlichen Ende des Möhnesees sieht, weiß sofort, warum sie so heißt: Ihren Namen verdankt sie der Form ihrer sechs Brückenpfeiler, die ähnlich wie Kirchenkanzeln geformt sind. Die 60 Meter lange Brücke wurde im Jahr 1912 erbaut und überquert den Zufluss der Möhne in den Stausee.


Hier an der Kanzelbrücke, wo aus dem Möhnefluss der Möhnesee wird, liegt der Ort Völlinghausen.


Wenn wir schon einmal hier sind, wollen wir doch auch einen Abstecher zur Ortsmitte machen.

Nach einem Anstieg, mit den E-Bikes kein Problem, stehen wir kurze Zeit später auf dem Dorfplatz und bestaunen die Skulptur "Sitzendes Mädchen" vom Völlinghausener Künstler Robert Ittermann.


Geprägt wird das Dorf von den zwei Kirchengemeinden mit der katholischen St. Luzia Pfarrkirche und der evangelischen Heilig Geist Kirche. 


Zum Schluss stehen wir vor einen imposanten, wie ein Schloss wirkendes Gebäude. Errichtet wurde es vor rund 100 Jahren als Erholungsheim für die evangelischen Diakonissen aus Witten. Um 1980 erwarb die evangelische Kirche das Gebäude, um dort ein Kinderheim einzurichten. Die Kirche setzte den Umbau zum Kinderheim entgegen der Planung jedoch nicht um

Im Jahr 1990, nach einem rund 18-monatigen Umbau, wurde hier dann eine Senioren-Residenz eröffnet. Seitdem bietet diese Residenz den Senioren einen wohl einzigartigen schönen Platz zum Leben.

Eigentlich wollten wir von hier auf dem Südufer des Sees zurückradeln. Aufgrund des herrlichen Wetters haben wir uns aber entschlossen noch einen kleinen Abstecher entlang des Naturschutzgebietes Möhneaue zu machen und einen Blick in die Auenlandschaft wagen.

 

Dieser Bereich ist Teil des Naturschutzgebietes Möhnetal. Die Möhneaue wurde erstmal im Jahre 1985 unter Schutz gestellt.

 

Das Gebiet ist trotz seiner geringen Größe von nur 22 ha ein Kleinod und Lebensraum vieler gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

 

Stehende Gewässer, alte Wasserarme und kleine Bachläufe hat Mutter Natur geschaffen.


Sie prägen das Gesicht dieser faszinierenden Landschaft. An ihren Ufern gibt es noch Silber- und Bruchweide, Schwarzerle und die selten gewordenen Blütenpflanzen wie Schlüsselblume und die Sumpf-Dotterblume.

 

Wir stehen am Rande eines flachen Gewässers.

 

Eine Vielzahl von abgestorbenen Erlen bietet höhlenbewohnenden Vögeln wie Meisen, Kleiben und Spechten ideale Lebensräume.

 

Geheimnisvoll und unergründlich blicken die Baumstümpfe in den blauen Sommerhimmel.

Mit etwas Geduld kann man die Vögel in ihren geschützten Brutplätzen beobachten.


Wir radeln ein Stückchen weiter und bleiben schon wieder oberhalb des Möhneflusses stehen. Eindrucksvoll präsentiert sich uns die Vegetation der naturnahen Flussaue. Dieser Abschnitt der Möhne ist Teil des im Jahre 2005 ausgewiesenen Naturschutzgebietes „Möhnetal“. Das Schutzgebiet umfasst den Talraum der Möhne vom Oberlauf bei Brilon bis zur Kanzelbrücke.

Über eine Brücke bei Völlinghausen überqueren wir den Möhnefluss. Wir blicken auf die romantisch dahinfließende Möhne. Das Ufer verwandelt sich hier in eine scheinbar unberührte Wildnis und Wasservögel dominieren die Geräuschkulisse. Viel zu schnell ist dieser 2,7 km lange Rundweg zu Ende und wir stehen wieder auf der Kanzelbrücke.

Nun setzen wir unsere Möhnesee-Rundfahrt auf dem Südufer-Radweg fort. Werfen noch einen Blick zurück zur Kanzelbrücke und finden kurze Zeit später ein schönen Fleckchen für unsere Mittagspause.

Zeit zum Durchatmen. Hier genießen wir Momente der wohltuenden Ruhe, direkt am Wasser, mit Blick über den See.

Wir verzehren die mitgebrachten Brötchen und die frisch aus unserem Garten geernteten Tomaten und genießen die Aussicht auf die gegenüberliegende Seeseite mit dem Strandbad „Uferlos“ und dem Restaurant in Wambel.

Nach einer ausgiebigen Pause geht es gut gestärkt weiter am Südufer entlang.

Auf diesem Uferweg fährt man immer am Rand des Naturschutzgebiets Arnsberger Wald entlang.


Vom Weg bieten sich immer wieder schöne Ausblicke, so z.B. auf den Stockumer Damm, den wir heute Morgen noch vom Nordufer betrachten konnten.

Wer keine Steigungen fahren will, ist an der Möhnetalsperre richtig. Flache Strecken und E-Bikes machen Fahrradtouren auch für weniger gut Trainierte möglich. Mitten in der Natur sein und den Körper in Schwung bringen. Vom Fahrradsattel aus ist der besondere Charme der Landschaft zum Greifen nah. Darum heißt es auch immer wieder „Absteigen für die Aussicht“, dieses Mal stoppen wir oberhalb der Segelschule an der Körbecker Brücke.

Die Segelschule und das Bootshaus liegen direkt am kleinen Hafen des Südufers. Sie bietet Kindern, jungen Leuten und Erwachsenen Segelkurse, Törns und andere sportliche Veranstaltungen für einen unvergesslichen Sommer direkt vor der Haustür.

Drei Brücken führen über den See und bieten jeweils die Möglichkeit zum Wechsel auf den Nordufer-Radweg. Wir haben die Körbecker Brücke bereits hinter uns gelassen, denn wir wollen ja die gesamte Talsperre umrunden. Sonnenstrahlen setzen dem „Westfälischen Meer“ Glanzlichter auf und die Natur leuchtet in kräftigen Farben.

Auf der Südseite der Delecker Brücke kommen wir anschließend zur Hevehalbinsel, die insbesondere als Rastplatz und Winterquartier für Wasservögel bekannt ist.

Die in den Möhnesee ragende Insel grenzt im Süden an das Naturschutzgebiet Hevearm und Hevesee. Sie ist Teilfläche des Naturschutzgebietes Kleine Schmalenau und Hevesee sowie des Vogelschutzgebietes Möhnesee.

Der rund 3,6 Kilometer lange und befestigte Uferweg stellt seit Jahren eine sehenswerte Spazierwegeverbindung zwischen dem Parkplatz Delecke-Süd und dem Restaurant - Hotel Torhaus sowie zur Anlegestelle der Möhneseeschifffahrt auf der Hevehalbinsel dar. Auch für uns als Radfahrer ist dieser gut ausgebaute Rundweg freigegeben.   

Drei Natur-Balkone wurden als Beobachtungsstationen an reizvollen Stellen der Promenade angelegt. Diese bieten einen wunderbaren Blick auf die Natur und seine Bewohner.

An einem der Aussichtspunkte, am Schiffsanleger befinden sich außerdem zwei Wildschweine aus Holz, die das Logo des Naturparks Arnsberger Wald darstellen sollen. Die beiden Skulpturen können von Kindern beklettert oder auch gestreichelt werden und sollen die Besucher animieren, sich mit Ihnen gemeinsam fotografieren zu lassen. 

Nach der Umrundung der Hefehalbinsel durchfahren wir anschließend das Naturschutzgebiet Hevearm. Hier münden die beiden kleineren Flüsse „Heve“ und „Kleine Schmalenau“ in den See.

 

In der Hoffnung einige Wasservögel beobachten zu können, starten wir zu unserem letzten Teil unserer Fahrradtour. Es ist ein Naturschutzgebiet, doch es führt ein befestigter Weg durch einen schönen Mischwald, immer am Ufer des Hevebeckens entlang.

Große, offene Wasserflächen, abwechslungsreich strukturiert bilden das Naturschutzgebiet Hevesee im südlichen Teil des Möhnesees.

In den Feuchtbereichen laichen im Frühjahr zahlreiche Amphibien. Einige Plätze am Wasser dürfen nicht betreten werden, sie sind den Tieren vorbehalten, denn der Hevearm ist als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

 

Hier lohnt es sich ein wenig zu verweilen, da man hier die Wasservögel besonders gut beobachten kann.

Sein Nährstoff- und Fischreichtum sowie die Beschaffenheit der Ufer machen ihn zu einem der wichtigsten Nahrungs- und Rastgebiete für ziehende Wasservögel und bieten zahlreichen Entenarten einen optimalen Lebensraum.


Der Fuß- und Radweg führt uns durch den Wald und bald haben wir auch das eigentliche Ziel unserer Radtour vor Augen „die Sperrmauer der Möhnesee-Talsperre“. Sie ist die Hauptattraktion des Möhnesees.

Die Sperrmauer wurde zwischen 1908 und1913 aus Bruchsteinen erbaut und hat das Flusswasser der Möhne zu dem größten Gewässer in Nordrhein-Westfalen gestaut. 134,50 Millionen m³ Wasser werden durch diese 40,30 m hohe und 650 m lange Sperrmauer aufgestaut. Grau und gewaltig, wie eine trutzige Festung steht das Bauwerk vor uns.

Sie dient dem Hochwasserschutz und der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Vorrangiges Ziel der Möhnetalsperre war und ist die Niedrigwassererhöhung der Ruhr, in die das Wasser der Talsperre abfließt. Durch die Regulation des Wasserstandes wird eine gleichmäßige Versorgung des Ruhrgebietes, für über fünf Millionen Menschen, mit Trinkwasser ermöglicht. Wir schieben unsere Fahrräder über dieses imposante Bauwerk hinüber zum Nordufer.


Durch den trockenen Sommer 2018 hatte sich am Ufer der Möhnetalsperre einiges verändert.

Oben die Sperrmauer im Juli 2016 - unten die Sperrmauer im Januar 2019


Am Ufer sind nun Bereiche zu sehen, die Jahrzehnte lang vom Wasser bedeckt waren.

Wie groß tatsächlich die Veränderung ist, zeigen hier die Vorher-Nachher-Bilder


Von der Mauerbrüstung haben wir einen weiten Blick auf den Möhnesee und dem unter uns liegenden Ausgleichsbecken. Damit die Straße auf der Krone der Staumauer nicht von Hochwasser überspült wird, gibt es unterhalb der Fahrbahn 105 Ausläufe, durch die das überschüssige Wasser ins Ausgleichbecken abfließen kann.

Es ist ein seltenes Ereignis, letztmalig im August 2007 und davor 1984. Hinweistafeln des Ruhrverbandes geben uns viele interessante Informationen über dieses imposante Bauwerk.

Im Zweiten Weltkrieg, in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 riss eine von der britischen Luftwaffe abgeworfene Rollbombe ein gewaltiges Loch in die Staumauer und löste damit eine verheerende Flutwelle aus.

Über 1.300 Menschen fielen ihr zu Opfer. Die Spur der Verwüstung zog sich durchs Möhnetal, entlang der Ruhr bis ins Ruhrgebiet. Der Wiederaufbau erfolgte mithilfe von tausenden Arbeitskräften innerhalb weniger Monate. Heute ist die Staumauer ein geschütztes Kulturdenkmal.

Am Nordufer, direkt an der Mauer, steht seit 2015 ein Gedenkstein und erinnert an die Möhnesee-Katastrophe.

 

Von hier aus geht es mit Schwung hinunter zum kleinen Ausgleichsbecken, das direkt unterhalb der Staumauer liegt. Hier unten kommt die Größe der Sperrmauer besonders zur Geltung.


Unser Ziel ist das in Günne liegende „Landschaftsinformationszentrum Wasser und Wald Möhnesee“. Die 1994 eingerichtete Umweltbildungs- und Naturschutzeinrichtung will durch Ausstellungen und Exkursionen die Besonderheiten der Möhneseeregion vorstellen.

Schwerpunkte sind der Naturpark Arnsberger Wald, die Möhnetalsperre sowie Wasser und Wald. Das Haus ist voller Erlebnisräume für Groß und Klein.

Das Liz ist in der ehemaligen Günner Mühle untergebracht, die 1913 aus den gleichen Bruchsteinen wie die Sperrmauer erbaut wurde.

 

Das Gebäude hat aufgrund der dicken Bruchsteinmauern die große Flutkatastrophe und den englischen Luftangriff auf die Staumauer relativ unbeschadet überstanden und steht heute unter Denkmalschutz.


Nach diesem kurzen Abstecher geht es wieder zurück zur Sperrmauer. Ein reiches Angebot an Restaurants, Cafes und Bistros lädt rund um den See zum Rasten ein. Im Cafe Solo, nicht weit von der Sperrmauer, schlemmen wir nach diesem abwechslungsreichen Tag leckere Waffeln und eine Tasse Kaffee.


Oben: Cafe Solo Juli 2016 - unten Cafe Solo Januar 2018.

Wie niedrig der Wasserspiegel ist zeigt hier sehr gut das Vorher-Nachher-Bild