Drei-Schlösser Radtour Dortmund

 

Für unsere heutige Fahrradtour haben wir uns die Umgebung der früheren Heimatstadt meiner Frau ausgesucht. Die Fahrräder also auf den Fahrradträger und ab geht es mit dem Auto in Richtung Dortmund- Marten.

Beginnen wollen wir unsere Radtour am Solebad, direkt neben dem Revierpark Wischlingen. Hier kann man ohne Probleme das Auto kostenfrei für den ganzen Tag abstellen.

Der Revierpark Wischlingen ist eine Grün- und Freizeitanlage und ist nur ein paar Minuten von Dortmund-Marten entfernt. Der Park liegt unmittelbar neben dem Naturschutzgebiet Hallerey und erstreckt sich über eine Fläche von 39 ha. Hier beginnen wir nun eine vom ADFC vorgeschlagene Radtour, die "3Schlösser Radtour Dortmund". Auf das Fahrrad und los geht es. Zuerst immer die Höfkerstraße entlang, bis wir an der Dorstfelder Allee auf die Emscher stoßen.

 

Die Emscher, die in Holzwickede entspringt und bei Dinslaken in den Rhein mündet, war bis vor ein paar Jahren mal der dreckigste Fluss Europas. Heute sieht er doch ganz anders aus. Während der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wurde das ungefilterte Dreckswasser einfach oberirdisch in den Kanal eingeleitet. Heute gibt es zahlreiche Kläranlagen und die Emscher sowie ihre Zuflüsse werden auf einer länge von ca. 350 km renaturiert.

Der Fluss und die Zuflüsse bekommen eine natürlich begrünte Böschung, außerdem werden neue künstliche Kurven per Bagger eingebaut.

 

Für uns geht es nun, rechts neben uns die Dorstfelder Allee, links neben uns das Flüsschen Emscher, in Richtung Dorstfeld - Marten. Am Dorstfelder Bahnhof unterqueren wir die S-Bahn und ein Blick zurück zeigt uns die alte Emscher-Eisenbahnbrücke "Am Mühlenberg".


Rund fünfhundert Meter weiter, direkt an der neuen Fuß- und Radwegbrücke haben wir die beliebte Bergarbeitersiedlung Tremonia erreicht. Hier müssen wir leider schon den Emscher-Radweg verlassen und es geht rechts auf dem Radweg neben der Dorstfelder Allee weiter, bis wir rechts die Straße Oberbank erreichen.

Quer durch Dorstfeld-Süd, Hügelstraße, Lange Fuhr und Fine Frau geht es vorbei am Kath. Pfarramt St. Karl Borromäus weiter nach Marten.

Die Kirche mit ihrer Dorstfelder Klinkerverblendung ist sehr schlicht gehalten und trotzdem wirkt die Hauptfront durch die beiden rundbogigen Türen, das große Radfenster und durch die waagerecht angeordneten sieben Schalllöcher sehr gewaltig.

 

Der einzige bildhafte Schmuck der Hauptfront sind die Statuen des heiligen Karl Borromäus, des Kirchenpatrones und der heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute.

 

Nach rund einer Stunde stehen wir nun mitten in Marten.


Erinnerungen werden wach. Noch immer steht (rund 45 Jahre ist es schon her) der damals schon bei Jung und Alt beliebte Kiosk in der Meile 2. Das Angebot hat sich von Getränken, Süßigkeiten und Tabak auf Zeitungen, Lebensmittel und Bötchenservice erweitert. Selbst ein Hermes Paketshop findet man hier. Kiosk, früher haben wir hier im Ruhrpott immer liebevoll "Bude" gesagt: Ich gehe mal zur "Bude", "Klümpchen“ (Bonbons) kaufen.

Marten besteht eigentlich aus zwei Teilen: "Den älteren Ortskern bildet das Zentrum mit dem Marktplatz, der Post und der teils beruhigten Einkaufsstraße (in der Meile), in der wir uns gerade befinden." Den zweiten und jüngeren Teil bildet die Germania-Siedlung, welche neben der ehemaligen Zeche Germania als Arbeitersiedlung errichtet wurde. Dies ist eine reine Wohnsiedlung.

 

Der Martener Straße weiter folgend kommen wir zu der 1908 eingeweihten und aus Westerwälder Granit errichteten Immanuelkirche, dessen Turmspitze hoch über die Dächer von Marten ragt und von weiten schon zu sehen ist.

 

Zurück durch die Straße Bärenbruch biegen wir in die Steinhammerstraße ein. Hier erreichen wir unser eigentliches Ziel in Dortmund Marten, das Wahrzeichen des Ortes, das ehemalige "Martener Amtshaus" ein rotes Backsteingebäude.

 

Es wurde 1906 als Zweigstelle des Amtshauses Dorstfeld gebaut und beinhaltete damals Räume für die Polizei, das Meldeamt und das Standesamt.

Hier haben wir 1972 geheiratet.

Seit Anfang der 1990er Jahre befindet sich in dem Gebäude die "ZwAR Zentralstelle NRW".


Die ZwAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand) wurde 1979 ausgehend von der Uni-Dortmund und vor dem Hintergrund von Frühverrentung im Bergbau entwickelt. Seit der Gründung des ZWAR Projekts sind seither rund 60 Kommunen in Nordrhein-Westfalen und über 170 ZWAR-Netzwerke entstanden, in denen Tausende Menschen organisiert sind und gemeinsam ihre Freizeit gestallten. Auch wir gehören inzwischen dazu.

Weiter geht es durch den "Martener Westfalenpark". Am 10. Oktober 1968 konnte man in der Westfälischen Rundschau lesen: "Auf dem Ziegeleigelände der Zeche entsteht bald für die Martener ein großer Park, "der Westfalenpark des Westens".

Die Verwirklichung der Planungen erfolgte dann schließlich auch, so berichtete der WAZ am 12. März 1969. Das Gelände im Bereich der ehemaligen Frauenfachschule und der Ziegelei (50 000 qm groß) soll nunmehr zur Grünanlage ausgestaltet werden. Nach 45 Jahren sehen wir heute zum ersten Mal diese Grünanlage und sind erstaunt, was sich in der Heimatstadt meiner Frau alles verändert hat. Hier legen wir dann auch unsere erste Pause ein und lassen die letzten 45 Jahre nochmals an uns vorbeiziehen.


Anschließend geht es entlang des Schmechtingsbach, vorbei an der Germaniasiedlung weiter zum Wasserschloss Dellwig. Das Schloss wurde von der Familie von Dellwig erbaut und war bis 1727 ihr Stammsitz. Später war es im Besitz verschiedener Adelsfamilien und der Gelsenkirchener Bergwerks-AG, bis es 1978 von der Stadt Dortmund gekauft wurde.

Heute ist ein Teil der Vorburg an einem landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet, dessen Eigentümer das Herrenhaus als Wohnsitz nutzt. Im anderen Teil der Vorburg ist seit 1988 das Heimatmuseum Lütgendortmund untergebracht.

Die Ausstellungsfläche in den sechs Räumen befasst sich überwiegend mit dem Thema: "Handwerk, Landwirtschaft, Bergbau und Heimatgeschichte". Das Museum ist von April bis Oktober immer sonn- und feiertags geöffnet.

 

Entlang der Dellwiger Straße geht es jetzt nach Kirchlinde, wo wir die Grünanlage und Erholungsgebiet "Bärenbruch" erreichen. Auf einer rund 9 ha großen Fläche findet man hier mehrere unterschiedlich große Sportplätze und Wiesenflächen.

Als Eingangtor dient jeweils eine Meterhohes A. Bei schönem Wetter oder Spieltagen der Sportvereine, so wie heute, herrscht hier viel Leben. Kleine Waldflächen lockern den Park immer wieder auf und zahlreiche mehrere Meter hohe Hügel dienen als Lärmschutz und als Aussichtspunkt und Naturtribüne entlang des größeren Sportplatzes.

Jahrelang war die Fläche, die auf dem Gelände der Berghalde Zeche Zollern I/III liegt, eine mehr oder weniger bewachsene Brache. Seit 2004 präsentiert sich der Bärenbruch erst in dieser landschaftlich schönen Form.

Im Norden der Parkanlage befindet sich als eines der wenigen Relikte das Maschinenhaus der früheren Schachtanlage.

Zwanzig Minuten später stehen wir auf dem Bodelschwingher Berg. Die gesamte Tour ist größtenteils flach, nur hier bei der Gaststätte Tante Amanda geht es etwa steil zum Aussichtspunkt hoch. Für den etwas beschwerlichen Anstieg wird man dafür aber mit einem wunderbaren und weiten Blick über die City von Dortmund bis zum Fernsehturm in Schwerte belohnt.

 

Der Schlossstraße wieder herunter erreichen wir mitten im "Rahmer Wald" anschließend das Schloss Westhusen. Seit 1992 wird es als Seniorenheim genutzt. Das einstige Wasserschloss wurde komplett saniert und entspricht heute allen Bedürfnissen der Senioren.

Zur Senioren-Residenz gehört auch ein riesiger, äußerst gepflegter Schlosspark, der an schönen Tagen zum Flanieren einlädt. Es gibt hier 149 Pflegeplätze, die sich auf 85 geräumige Einzel- und 32 Doppelzimmer verteilen. Mittwochs, samstags und sonntags von 15-18 Uhr ist das Schlosskaffee auch für Besucher geöffnet.

Vorbei durch kleine Siedlungen mit viel Grün und gepflegten Häusern führt uns die Radtour nun mitten durch Huckarde. Am Braunsbergweg überqueren wir den Rosbach, biegen links in die Allensteinerstraße und sind ein paar Minuten später wieder auf dem Emscher-Radweg, der zurück nach Dortmund-Dorstfeld führt.

Unterhalb des Autobahnzubringers zur A45 an der Kreuzung Huckarder Straße/ Heinrich-August-Schulten-Straße treffen wir auf die begehbare Skulptur "Zur kleinen Weile". Zwischen dem Fahrradweg und der neuen, renaturierten Emscher ragt sie wie ein schwarzer Berg aus dem sommerlichen Grün. Von außen wirkt die aus schwarz-grauem Spritzbeton gefertigte Skulptur sehr rau und dunkel.

Von innen dagegen wirkt sie umso kontrastreicher, wie eine schimmernde Kugel aus Gold. Realisiert wurde sie im Rahmen der EMSCHERKUNST 2016 und soll noch bis 2020 hier stehen bleiben.

Etwas später sind wir auch schon wieder am Ausgangspunkt unserer Radtour zurück. Wir haben den Parkplatz am Revierpark Wischlingen erreicht. Da es aber noch sehr früh ist, haben wir uns entschlossen, noch das Naturschutzgebiet Hallerey zu umrunden.

Das Bersenkungsgebiet umfasst eine große Wasserfläche mit ausgedehnten Schwimmblatt- und Verlandungszonen.

An ausführlichen Informationstafeln neben dem See kann sich jeder Besucher hier über das aktive Leben ausführlich schlaumachen.

Seit 1961 wurden in der Hallerey etwa 260 mitunter seltene Vogelarten gezählt. Als Rastplatz für durchziehende Wasservögel besitzt das Naturschutzgebiet landesweite Bedeutung. Besonders auffällig sind im Sommer die Lachmöwen, sie sich hier zu einer westfälischen Brutkolonie zusammengefunden haben.


Neben weiteren Möwenarten sind unter anderem Zwerg- und/Haubentaucher, Nilgänse, Stockenten, Reiherenten, Bläß- und Teichhühner, Kormorane, Graureiher, Rohrammer und Teichrohrsänger zu beobachten.

Quer durch den Revierpark Wischlingen, vorbei an der Kapelle Wischlingen, geht es dann wieder zum Parkplatz vor der Eishalle zurück.

Die 1783 errichtete Fachwerkkapelle gehörte zum ehemaligen Rittergut Wischlingen, welches 1903 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste.

Die Fundamente der Kapelle sollen bereits auf einen um das Jahr 1400 errichteten Vorgängerbau zurückgehen. Hier soll auch der erste evangelische Gottesdienst auf westfälischem Boden stattgefunden haben. Nach einer ersten Instandsetzung im Jahr 1951 wurde die Kapelle in den Jahren 1974 und 1975 restauriert und in den Revierpark Wischlingen integriert.