Fahrradtour entlang der Sorpe-Talsperre.
Im März 2020 erfasste die Corona-Pandemie den gesamten Globus, doch niemand hätte erwartet, dass wir auch 2021 weitestgehend im Lockdown verbringen würden.
Nun kommt der Sommer 2021 und das „normale“ Leben kehrt Schritt für Schritt zurück. Haben wir im Frühjahr noch Fahrradtouren mit Lunchpacket unternommen, so öffnet nun auch wieder die
Außengastronomie.
Darum haben wir uns für unsere heutige Fahrradtour den Sorpesee ausgesucht und das nicht von ungefähr. 50 Jahre ist es her, dass wir einen Sommer lang immer in einer Bucht an diesem See zum Baden
gefahren sind.
Also die Räder auf das Auto und nach gut 1 1/2 Std. Fahrzeit, bedingt durch eine Baustelle, haben wir Amecke am Sorpesee erreicht. Eingebettet in die Sunderner Wälder staut sich hier das Wasser
der Sorpe zum Sorpestausee, dem mit maximal 56 m tiefsten Stausee im Sauerland.
Aufgrund des steigenden Wasserbedarfs in den 1920er Jahren, mit der Trockenperiode 1920/21, wurde diese Talsperre 1935 fertiggestellt und dient heute zur Sicherung der Wasserversorgung von 5 Mio.
Menschen. Sie ist geteilt in Vorbecken und Stausee.
Auf dem Parkplatz am Vorbecken stellen wir unseren PKW ab und starten zu unserer Tour rund um den smaragdgrünen Sorpesee.
Dazu biegen wir auf den verkehrsfreien Westufer-Radweg ab. Der ca. 9 km lange Weg verläuft erhöht auf der Waldseite des Sees entlang und gibt immer wieder tolle Aussichten auf den See und seinen kleinen Buchten frei.
Es herrscht reges Treiben, denn viele Menschen nutzen den schönen Tag für einen Spaziergang, eine Radtour oder fahren Inliner und genießen die warmen Sonnenstrahlen im Gesicht und auf der Haut.
Auf dieser Seite des Sees gibt es keine Einkehrmöglichkeiten, dafür laden viele Ruhebänke zu einer Rast ein und lassen den unter uns liegenden See durch den Baumbestand immer wieder durchblitzen.
Der Orkan KYRILL zog am 18./19. Januar 2007 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h über Deutschland und hinterließ auch im Sauerland eine Schneise der Verwüstung.
An diesem Weg erinnert ein 3 Hektar großes Waldgebiet an dieses Naturereignis. Hier wurde nach dem Sturm weder aufgeräumt noch die umgestürzten Bäume beseitigt.
Zur Beobachtung der Natur wurde für interessierte Besucher eine behindertengerechte Aussichtsplattform und Hinweistafeln an diesem interessanten Ort aufgebaut. Es ist schon sehenswert, wie sich ein solches Waldstück innerhalb von 14 Jahren von alleine regeneriert und entwickelt.
Doch nicht nur Kyrill hat enorme Schäden hinterlassen, auch der Borkenkäfer ist zurzeit der für den Baumbestand gefährlichste Schädling und dazu kommen noch die letzten heißen Dürre-Sommer.
Der Befall von Borkenkäfern an Fichten steigt dramatisch und selbst bei Bäumen wie Schwarzkiefer, Douglasie und Kiefer macht der Käfer nicht hat. Er vermehrt sich sprunghaft und hat ganze Waldbestände flächig zum Absterben gebracht.
Kurz vor dem Damm des Stausees laden viele Ruhebänke zu einer Rast ein und halten einen grandiosen Panoramablick nach Langscheid bereit.
Weit schweift der Blick über den Luftkurort, der eingebettet in einer Bergkette, auf den gegenüberliegenden Hügeln liegt.
Während unserer weiteren Fahrt fallen uns verschiedene Infotafeln am Wegesrand auf, die auf einen 200 Meter langen Obstbaumlehrpfad hinweisen.
Entlang dieses Wegeabschnittes sind über 20 verschiedene Kultur- und Wildobstbäume gepflanzt worden und die begleitenden Infotafeln geben Auskunft über Namen, Wuchsverhalten, Aussehen der Früchte, Herkunft und weitere Details zur jeweiligen Baumart. Darunter sind ganz unterschiedliche heimische Obstbäume wie die „Große schwarze Knorpelkirsche“, der „Kaiser-Wilhelm-Apfel“ und die „Hauszwetsche“.
Nach rund 9 km haben wir den Sorpestaudamm erreicht. Er ist ca. 700 m lang, aus Beton gegossen und mit viel Erdreich abgedeckt. Diese Bauweise hatte zur Folge, dass der Sorpedamm, im Gegensatz zum gemauerten Möhnedamm, im Zweiten Weltkrieg den Bombenangriffen Stand gehalten hat.
Hier stellen wir unsere Fahrräder ab und genießen den Blick über den Sorpesee, wechseln dann auf die andere Seite, um ins Tal auf das Ausgleichsbecken und das Kraftwerk zu schauen.
Erst dieser Blick zeigt uns, dass wir auf einem 69 Meter hohen Damm stehen. Obwohl die Talsperre hauptsächlich zur Wasserregulierung der Ruhr dient, wurde beim Bau bereits ein Kraftwerk integriert.
Dieses Kraftwerk ist als Pumpspeicherkraftwerk ausgelegt und dient, wenn Wasser in die Ruhr abgegeben wird, effektiv der Stromerzeugung.
Nun überqueren wir den Damm und stehen auf der im Jahre 2009 komplett neu angelegten Langscheider Seepromenade. Wir schieben unsere Fahrräder, denn hier ist Flanieren und Entspannen angesagt. Viele Liegebänke entlang der Promenade mit Blick auf den See laden zum Verweilen.
Von der oberen Promenade führen Treppenanlagen zum See und eine Wasserkaskade zwischen blühenden Beeten – die „Sorpe-Gärten“ – , mit abends beleuchtetem Wasserspiel, führt auf die untere Seepromenade und sorgt für eine kühle Erfrischung.
Auch eine Konzertbühne lud vor Corona an lauen Sommerabenden zu Konzerten und Theatervorführungen und hoffentlich bald wieder.
Die Personenschifffahrt hat seit dem 29.05.2021 mit der „MS Sorpesee“ wieder Fahrt aufgenommen und lädt zu einer unvergesslichen Fahrt über den idyllisch gelegenen Sorpesee ein.
Das 36 Meter lange und 7,60 Meter breite Schiff darf zz. nur im Außenbereich genutzt werden. Trotz weiterer Auflagen standen so einige Personen am Anleger, um eine Runde über den See zu schippern.
Bevor wir uns zu einem kühlen Drink und einem leckeren Essen auf einer der zahlreichen Terrassen mit Blick auf den See zum Verweilen niederlassen, gibt es erst noch eine Bergetappe, hoch zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes.
Einen Besuch wert ist der Aussichtsturm am Ehrendenkmal, hoch über Langscheid.
Der Aussichtsturm wurde in Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in den Jahren 1928-1930 errichtet.
In die Bruchsteinmauern, die die Anlage umschließen, sind die Gedächtnistafeln der Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges angebracht.
Am Eingang stehen auf den Umgrenzungsmauern zudem zwei Feuerschalen. Von 1943 bis 1945 diente der Aussichtsturm als Flugabwehrstation zum Schutz des Sorpestaudamms.
1997 wurde die Turmanlage in die Denkmalliste der Stadt Sundern eingetragen und in den Jahren 2001-2003 grundlegend saniert.
Seit dieser Zeit ist der Turm an den Wochenenden für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Besteigen des Turms selbst ist kostenlos und erfolgt auf eigene Gefahr. Um an diesem Wochentag die Aussicht über die Sorpetalsperre genießen zu können, hätten wir den Schlüssel im Haus des Gastes gegen eine Pfandgebühr abholen müssen, was uns jedoch zu umständlich war.
Wir fuhren daher weiter zu den beiden Kirchen des Ortes. Zur kath. Kirchengemeinde, mit ihrem Schutzpatron Sankt Antonius Einsiedler gehört die alte Kapelle, die erstmals 1637 urkundlich erwähnt wurde.
Durch den Bau des Sorpedamms, auf dessen Baustelle zeitweilig über 2000 Arbeiter in Langscheid beschäftigt waren, wurde die Kapelle zu klein und wurde 1927 zunächst ausgebaut.
Aufgrund des Bevölkerungswachstums wurde 1931/32 der Bau einer größeren Kirche begonnen, die im folgenden Jahr eingeweiht wurde. Seitdem beherbergt die Kirche den bemerkenswerten Langscheider Altar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Diese verputzte Saalbaukirche steht heute unter Denkmalschutz.
Die kleine Kapelle wurde seither mehrfach renoviert und wird heute als Gemeindesaal genutzt.
Auf dem Gelände steht ein schöner Natursteinbrunnen mit einem Wanderer und schattige Bänke animieren uns zu einer Pause. An kaum einem anderen Ort lässt sich die Auszeit so unbeschwert erleben, wie im Bereich eines plätschernden Brunnens.
Mit einem letzten Blick über den See fahren wir wieder hinunter zur Promenade, wo wir in der Außengastronomie eine Pause einlegen und uns mit allerlei Leckereien verwöhnen lassen und gleichzeitig den Blick herrlich weit über das Wasser schweifen lassen.
Nach dieser Pause machen wir uns wieder auf den Weg. Hinter der Promenade führt ein ausgebauter Radweg entlang der Straße bis zum Überlauf des Vorbeckens in Amecke. Auch auf dieser Strecke haben wir regelmäßig schöne Ausblicke auf den Sorpesee, doch bis zum Wasser kommen wir nicht so einfach.
Um einen Blick auf unsere damalige Bucht und Badestelle zu bekommen, fahren wir auf den Campingplatz, der direkt am Hauptbecken des Stausees liegt. Wir gehen die Böschung hinunter zum See und können von dort auf unseren damaligen Badeplatz, der idyllisch im Waldgebiet liegt, sehen.
Der Sorpesee ist schon immer ein Anziehungspunkt für Erholungssuchende gewesen und so sind auch heute noch die offenen Stellen an der Wasserkante belegt.
Nach dieser Pause, wo „Erinnerungen wie eine Zeitreise sind“ radeln wir am See weiter.
Mit unserem Fahrrad entdecken wir viele Dinge neu. So blicken wir vom Radweg auf den Nordic-Familienpark Sorpesee. Im Frühjahr 2012 wurden hier Ferienhäuser im nordischen Stil errichtet. Die blauen „Finntalos“ stehen direkt am Ufer des Sorpesees und bieten eine gehobene Ausstattung. Viele Freizeitmöglichkeiten wie Segeln, Angeln, Wandern, Radfahren, Tauchen, Surfen, Golfen und Klettern haben den Sorpesee zu einem beliebten Urlaubsziel gemacht.
Mit frischen Grüßen aus dem hohen Norden grüßt die Holzfigur am Eingang des Familienparks vor dem Restaurant „Meilenweit“ und bietet diverse Köstlichkeiten und Natur rund um den See.
Nach ca. 9 km entspanntes Radeln kommen wir in Amecke, am Überlauf des Vorbeckens an.
Hier entschließen wir uns, noch die 3,4 km rund um das Amecker Becken zu radeln. Dieser „Airlebnisweg Amecke“ wurde 2013 eröffnet und bietet an verschiedenen Stationen Informationen zum Thema Wasser und Atmung.
Doch auch die rund ein Kilometer lange naturnah gestaltete Uferpromenade ist eine Augenweide.
In dieser optisch ansprechenden Naherholungsanlage findet man überall Ruheliegen und Bänke zum Entspannen und neben einem Blumenbeet erinnert ein Stein des Verein „Curtis amevic“ an 850 Jahre Amecke am Sorpesee.
Viel zu schnell geht auch diese nette gemütliche Runde mit schöner Aussicht zu Ende und wir stehen wieder vor unserem PKW. Es war ein angenehmer, entspannter und abwechslungsreicher Tag, direkt vor unserer Haustür.
„Warum in Zeiten von Corona in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“.
Auch daheim kann man den Sommer genießen, die Natur erleben und aktiv sein an der frischen Luft.