Ein Vorfrühlingstag in Münster

 

Der Winterschlaf ist beendet. Am zweiten Wochenende im März 2015 kündigte sich der Frühling mit aller Macht an und die meisten Menschen wussten die Zeichen der Natur zu nutzen. Frühlingshafte Temperaturen bis zu 20­ C lockten aller Orts die Menschen an die frische Luft. Zu Tausenden strömten sie in Parks, Tiergärten, Seen oder in die Innenstädte und auch uns hielt es heute nicht zu Hause. Ziel war die 34 km entfernte Stadt Münster, die seit 1915 offiziell den Status einer Großstadt hat. 

Da der Allwetterzoo schon am Morgen überlaufen war und die offiziellen Parkplätze bereits alle gesperrt waren und auch rund um den Aasee kein Parkplatz frei war, entschlossen wir uns auf einem der großen Parkplätze vor dem Schloss zu parken, denn hier liegt der zweitgrößte innerstädtische freie Platz Europas.

Das an diesem Platz liegende Schloss wurde 1767 bis 1787 für Münsters vorletzten Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels errichtet und als fürstbischöfliche Residenz bis 1803 genutzt. Die 91 Meter lange barocke Dreiflügelanlage ist aus dem für Münster typischen Baumberger Sandstein erbaut und durch die Verwendung von rotem Backstein elegant gestaltet. 1945 wurde das Schloss total zerbombt. Zwischen 1947 und 1953 wurde es nach alten Plänen zumindest in seiner äußeren Gestalt wiedererrichtet. Seit 1954 ist das Schloss das repräsentative Wahrzeichen und Hauptgebäude der Westfälischen Wilhelms-Universität und Sitz der Verwaltung und des Rektorats. Ferner befinden sich diverse Hörsäle sowie die Aula in dem Schloss.

m Schlossgarten ist der Botanische Garten der Universität angelegt. Er wurde 1803 gegründet. Neben seiner Funktion als wissenschaftliche Einrichtung ist der Botanische Garten für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet den Besuchern eine Oase der Ruhe und Erholung mitten in Münster. 

Doch an diesem Vorfrühlingstag herrscht auch in dieser Gartenanlage reger Betrieb. Die meisten Menschen machen Schluss mit trägen Sofa-Tagen und bringen ihren wintermüden Kreislauf auf Trab. Die warmen Sonnenstrahlen ziehen heute alle raus in die Natur. 

Noch scheint die Natur zu schlafen und nur wenige erste Vorboten auf den nahenden Frühling strecken bereits vorsichtig ihre Köpfe in die Höhe und lassen erahnen, dass sich der Winter bald verabschiedet. 

Doch die Natur lässt sich nicht aufhalten, deshalb zeigen sich hier im Garten bereits büschelweise Schneeglöckchen und der gelbe Winterling. Krokusse leuchten in den schönsten Farben aus der Wiese hervor und erfreuen unsere Augen und die Seele. Die Natur blüht auf und wir gleich mit. 


Mit Temperaturen bis zu 20 Grad startet im gesamten Land an diesem Wochenende der Frühling durch. Sämtliche Parkbänke an den Spazierwegen sind laufend belegt, denn die Frühlingssonne wärmt und der erste Frühlingsduft liegt in der Luft. Von der außerordentlichen Pflanzenvielfalt in dem 4,6 Hektar großen Garten ist, um diese Jahreszeit noch wenig zu sehen. Ca. 8.000 Pflanzenarten in 23 Themengärten sind im Frühling und Sommer sicher sehenswert. Heute geben die unzähligen Beschilderungen erst einmal Auskunft darüber, was noch unter der Erde ruht.

Münster ist eine Stadt in der Häuser, Kirchen und Plätze Geschichte erzählen. 

Auch Fernsehgeschichte hat die Stadt in den letzten Jahren geschrieben. Wilsberg ist eine der beliebtesten Serien im ZDF und gedreht wird der Quotenrenner in Münster. 

Das “Wilsberg“ Antiquariat gibt es wirklich, und wenn nicht gedreht wird, heißt das Antiquariat einfach Antiquariat Solder – und dieses kann tatsächlich von Kunden besucht werden. 

Doch einige Wochen im Jahr erhält es dann den Namen Wilsberg und ist das Geschäft, das in der Serie von dem ständigen Pleitegeier und Schnüffler Wilsberg “nebenbei” geführt wird. 


Es liegt mitten in der Stadt, gegenüber der Überwasserkirche, und wir kommen unweigerlich daran vorbei. 

Die Liebfrauen-Überwasserkirche zählt zu den ältesten Kirchen der Stadt Münster. Das Gotteshaus war mit dem Stift für adelige Damen verbunden. Doch bereits 1773 wurde das Überwasserstift aufgehoben, da nur noch fünf Damen darin wohnten. 

Während des 2. Weltkriegs wurde das Gotteshaus, wie die gesamte Stadt, auf Schwerste getroffen. Ein Wiederaufbau in der alten Gestalt erfolgte nach dem Krieg. 

Seit dem 9. März 2014 ist sie die Pfarrkirche der neu entstandenen Kirchengemeinde Liebfrauen-Überwasser im Münsteraner Westen. 


In der direkten Umgebung finden sich viele weitere Sehenswürdigkeiten von Münster. So kommen wir zum St.-Paulus-Dom, der im Herzen der Stadt auf einer kleinen Anhöhe steht- Horsteberg genannt -. Im Dom befindet sich die Grabstätte des ehemaligen Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, der kurz vor seinem Tod im Jahre 1946 zum Kardinal erhoben worden war und 2005 von Papst Benedikt XVI seliggesprochen wurde.

An der Rückwand der Domkammer befindet sich seit 2004 eine neue bronzene Kreuzigungsgruppe. 

Es ist eine ungewöhnliche Kreuzigungsgruppe, denn unter dem Kreuz Christus stehen Menschen aus der ferneren und näheren Vergangenheit, die auf ihre eigene Weise die Nachfolge Christus gelebt haben.

Die Kathedrale des Bistums Münster zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten in Münster und ist neben dem historischen Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt. 

Ein Bummel über den berühmten Prinzipalmarkt, der in fast jeder „Wilsberg“ Fernsehfolge auch vorkommt, darf bei einem Besuch in der Altstadt nicht fehlen.

Ebenso wie „Wilsberg“ werden seit 2002 pro Jahr zwei Folgen der Fernsehserie „Tatort-Münster“ mit den Ermittlern Hauptkommissar Thiel und dem Gerichtsmediziner Prof. Boerne hier gedreht.


Über den Prinzipalmarkt, der für den Verkehr normalerweise gesperrt ist, fährt an Drehtagen Prof. Boerne mit seinem Porsche. Heute schlendern wir zusammen mit den Einheimischen und Studenten unter den Bogengängen auf diesem Straßenzug, der auch als „gute Stube“ Münsters bezeichnet wird und zu den schönsten Plätzen in Deutschland zählt. 

Das bekannteste Gebäude ist das historische Rathaus. Seine Bekanntheit erlangte es während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg in Europa beendete. 

Den nördlichen Abschluss des Prinzipalmarktes bildet die berühmte Lambertikirche. 

Im Gegensatz zum übermächtigen St.-Paulus-Dom war die St. Lamberti Kirche früher die Markt- und Bürgerkirche. Sie ist der bedeutendste sakrale Bau der westfälischen Spätgotik. 

Eine Besonderheit der Kirche sind drei am Turm aufgehängte Eisenkäfige. In ihnen wurden im Jahr 1536 die Leichname der drei Anführer der Wiedertäufer nach Folterung und Hinrichtung zur Schau gestellt. 

Außer Dienstag besteigt ein Türmer allabendlich den Kirchturm und bläst von 21.00 Uhr bis Mitternacht halbstündlich in sein Horn. Seit 2014 hat erstmals eine Frau diese Position inne. Sie zählt zu einer der letzten drei Türmer in Europa. 


Einen Frühlings-Frühstart legte nicht nur das Wetter hin. Fast alle Wirte in der Innenstadt sind an diesem Wochenende mit ihrer Außengastronomie gestartet. Als hätten die Gastronomen hinter den Türen gelauert, um blitzschnell Tische und Stühle hinauszutragen und das Publikum hatte es dankend angenommen. Sämtliche Straßencafés waren gut besucht und fast alle Besucher waren zu warm angezogen und so schälten sie sich aus ihren Jacken und legten Schals ab. Von einem Tag auf den anderen war der Frühling ausgebrochen und so war Eis essen unter freiem Himmel heute schon vor Ostern angesagt.

Im Herzen der historischen Innenstadt von Münster erinnert auf einem kleinen Platz ein volkstümliches Kiepenkerl-Denkmal an den wandernden Händler des Münsterlandes. Kiepenkerle brachten Erzeugnisse des Umlandes in großen Tragekörben (Kiepen) in die Stadt und boten sie auf dem Markt und an den Haustüren feil. Auf dem Bilderbuchplatz vor dem kleinen und großen Kiepenkerl-Restaurant pulsierte heute Nachmittag das Leben. 

Die Stadt wird deutlich von der Universität geprägt und so bevölkern bei Sonnenschein die zahllosen Studenten die Außengastronomie der Stadt. 

Trotz der morgendlichen Startprobleme ist unser Ausflug nach Münster doch noch ganz entspannt verlaufen und die frühlingshaften Temperaturen sorgten dafür, dass wir uns rundum wohlfühlten. Der Tag war jedoch viel zu kurz, um die Stadt in all ihren Facetten kennenzulernen. Darum sagen wir „bis bald“ und kommen bestimmt noch einmal wieder, um die vielfältigen Sehenswürdigkeiten der Altstadt noch einmal ausführlicher zu besichtigen.

 

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