Drei Bäder-Fahrradtour
Für unsere heutige Fahrradtour haben wir für die ersten Kilometer unser Auto mitgenommen. Wie die meisten Besucher von Bad Sassendorf steuern auch wir den kostenlosen Parkplatz am Thermalbad an. Seit mehr als 100 Jahren erfüllt der Ort die staatlich anerkannten Qualitätsmerkmale eines Moor- und Soleheilbades.
Die Börde Therme, liebevoll „Badewanne des Ruhrgebietes“ genannt, ist eine Wohlfühloase erster Güte. Nach fast zweijähriger Bauphase erstrahlt die Therme seit 2020 in neuem Glanz: Die Innen- und Außenbecken sind saniert, modernisiert und mit neuen Attraktionen ausgestattet und dabei kann man eine Wassertemperatur von 33°C genießen.
Nun heißt es Fahrräder abbauen und los geht`s. Um den Stadtkern gibt es viele Fahrradstrecken für jeden Geschmack, die abseits der Straßen durch eine reizvolle Naturkulisse führen. Wir haben uns heute jedoch für eine „drei Bädertour“ entschieden, die uns von Bad Sassendorf nach Bad Waldliesborn, Bad Westernkotten und zurück nach Bad Sassendorf führt.
Nach dem Start in Bad Sassendorf fahren wir entlang der Langestraße in Richtung Bettinghausen. Der Ort ist der nördlichste Gemeindeteil von Bad Sassendorf. Bettinghausen wird stark durch seine langestreckte Dorfform geprägt. Als Reihendorf besitzt der Ort keinen klar erkennbaren Mittelpunkt. Höfe und kleine Hofgruppen sind sowohl im "Unterdorf" als auch im "Oberdorf" zu finden. Der Ort war über viele Jahrhunderte landwirtschaftlich geprägt. Heute ist er jedoch eine Wohngemeinde mit nur noch wenigen landwirtschaftlichen Betrieben.
Hier treffen wir auch erstmals wieder auf ein Wegekreuz. Sie sind kleine Denkmäler, die meist in katholisch geprägten Regionen aufgestellt wurden.
Häufig sind Flurkreuze mit Darstellung des gekreuzigten Christus gestaltet.
Die Anlässe für ihre Errichtung sind vielfältig, doch stehen sie meistens für Unglück oder Dankbarkeit.
Sie alle zeugen vom Glauben und der Frömmigkeit vergangener Generationen. Denn nicht die Kirche, sondern Privatpersonen haben in der Regel die Kleindenkmäler aufgestellt.
Nachdem wir den Ort wieder verlassen haben, breiten sich zu beiden Seiten des Radwegs Wiesen, Weiden und Felder aus und bieten wunderbare Farbeffekte. Höher, größer, gelber. So stehen und leuchten die Sonnenblumen am Wegesrande.
Sonnenblumen brauchen Wärme, was sie aufgrund des „heißesten Sommers laut Wetteraufzeichnung“ sicherlich genug bekommen haben. Ihre Knospen und Blätter richten die Pflanzen im Tageslauf nach dem Stand der Sonne aus. Diese Fähigkeit verlieren sie jedoch, sobald sie in voller Blütenpracht stehen.
Eingebettet zwischen landwirtschaftlichen Flächen liegt das etwa 50 ha große Naturschutzgebiet „Woeste“. Es liegt in einer Senke zwischen der Ahse und dem Woestebach und zeichnet sich durch seine Vielfalt aus.
Da seit 1971 von der Saline Bad Sassendorf immer noch eine kleine Menge Moor aus der Woeste für den Badebetrieb entnommen wird und der Moorschlamm nach der Nutzung wieder in die aufgelassenen Teiche, den Moortaschen, verfüllt wird, sind zahlreiche Kleingewässer unterschiedlicher Entwicklungsstadien entstanden. Wir stellen unsere Fahrräder ab und gehen in die geschützte Naturbeobachtungshütte. Das weithin sichtbare Feuchtgebiet ist ein Magnet für Vögel.
Durch die einzelnen Sehschlitze kann man ganz ungestört und in Ruhe die Tierwelt im Naturschutzgebiet beobachten. Unzählige Vögel schnattern und krächzen durcheinander, starten und laden und suchen in den Flachwasser- und Überschwemmungszonen nach Futter. Begeistert genießen wir den faszinierenden Ausblick über den Naturschutzraum. Rund um die Naturbeobachtungshüte stehen Informationstafeln, die uns Auskunft über einige der dort zu sehenden Tier- und Pflanzenarten geben.
Nach den Vogelbeobachtungen und begeistert von solch einer herrlichen Natur schwingen wir uns wieder aufs Fahrrad und lassen die wunderbare Landschaft noch etwas an uns vorbeiziehen, bis wir in Lippstadt-Lohe ankommen. Es ist mit 214 Einwohnern der kleinste Ortsteil der Stadt Lippstadt und stark ländlich geprägt und naturbelassen. Die Gemeinde Lohe blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die 1313 begann. Eine Urkunde belegt die Geburtsstunde des Dorfes, an der die „Ritter de Loh“ beteiligt waren.
Zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes gehört die St.-Hubertus-Kapelle. Das Gebäude, so wie wir es heute sehen, wurde 1878 erbaut. Während des Neubaus der Kapelle wurde das Glöckchen aus der alten Kapelle in die alte Linde gehängt und dann in der neuen Kapelle wiederverwendet. In dieser Kapelle werden noch regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Auch für Hochzeiten und Kindtaufen wird diese Kapelle gerne genutzt. Der im Jahre 2010 in Lohe gegründete Bürgerring Lohe e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die St.-Hubertus-Kapelle zu erhalten und zu fördern. Somit ist der Grundstein dafür gelegt, dass diese Kapelle auch zukünftig der Mittelpunkt und das Wahrzeichen des Dorfes sein wird.
Im Jahre 1894 wurde auf dem Kapellenplatz ein Ehrenmal erstellt, das an die in beiden Weltkriegen gefallenen Schützenbrüder erinnert.
22 Soldaten sahen ihre Heimat nicht wieder. Zum Gedenken an diese 22 Männer hat sich die Loher Schützenbruderschaft zur Aufgabe gemacht, an den beiden wichtigsten Veranstaltungen der
Dorfgemeinschaft, dem Schützenfest und dem Patronatsfest des hl. Hubertus, eine Gedenkfeier auszurichten.
Was wäre ein Bauernhof ohne ein Hofkreuz. Oft sind diese Kreuze mit einem Ereignis aus der Familiengeschichte verbunden und erinnern z.B. an die gesunde Rückkehr aus dem Krieg, an eine
überwundene schwere Krankheit oder an die Geburt eines Hoferben.
Sie sind damit prägende Teile des kulturellen Erbes unserer Heimat.
Zwischen Hellinghausen und Benninghausen liegt diese wilde Auenlandschaft, die das Herz eines jeden Naturfreundes höher schlagen lässt. Von einem Aussichtshügel mit einer Beobachtungsplattform blickt man auf eine Landschaft, die sich unter dem Einfluss des Wassers immer wieder verändert.
Bei Hochwasser bietet die Aue zu den Zugzeiten hier Hunderten von Wasservögeln Aufenthaltsmöglichkeiten. Auf dem weitläufigen Gebiet sollen auch Taurus-Rinder weiden. Diese großen Pflanzenfresser tragen das ganze Jahr durch ihre Beweidung zur Gestaltung der Landschaft bei, die eine der interessantesten Abschnitte der Lippeaue ist.
Wir radeln durch die einzigartige Landschaft der „Hellinghauser Mersch“, der weite Bereiche der Lippeaue umfasst. Die Gieseler und die Glenne sind zwei Zuflüsse der Lippe, die weite Bereiche prägen. Große Grünlandkomplexe durch Hecken, Wäldchen und Gewässer dominieren das Gebiet.
Auch die Ortschaft Hellinghausen ist ein schmal gestrecktes Straßendorf, welches parallel zur Lippe verläuft. Das Ortseingangsschild macht uns darauf aufmerksam, dass dieser Ort bereits 1973 sein
1.000jähriges Bestehen gefeiert hat. An das Dorf grenzen die beiden Naturschutzgebiete „Großes Holz“ und „Hellinghauser Mersch“.
Wir fahren bis zum Brunnenplatz, wo wir am plätschernden Brunnen eine kleine Rast einlegen. Es ist ein idyllisches Dorf mit Geschichte, bekannt durch das versteinerte Brot.
Neugierig geworden radeln wir daher zur kath. Pfarrkirche St. Clemens mit seinem Pastorat. Die unter Denkmalschutz stehende Kirche liegt nicht wie üblich im Zentrum des Dorfes Hellinghausen, sondern mehrere hunderte Meter außerhalb. Sie steht auf einer leichten Anhöhe.
Über viele Jahre hat man die Kirche und die umliegenden Gebäude vor Überflutungen geschützt, indem man das Umland angefüllt hat. Im Laufe der Jahre ist auf diese Weise eine inselartige Fläche geschaffen worden, die die Hellinghäuser noch heute liebevoll „Gottesinsel“ nennen. Die heutige Kirche wurde 1782 auf dem Grund einer früheren Kirche neu errichtet. Im Ersten Weltkrieg wurden Orgelpfeifen und die Glocken aus der Kirche ausgebaut und für Kriegszwecke verschrottet, doch 1920 wieder erneuert. 1958 wurde die Kirche insgesamt renoviert und eine moderne Heizung eingebaut.
Im Mai 2022 wurde die römisch-katholische Pfarrkirche St. Clemens nach einem verheerenden Tornado die Spitze des Kirchturms, die lt. Küster Paul Dirkwinkel noch aus dem 9. Jahrhundert stammte, komplett weggerissen und das Kirchendach durch den Tornado angehoben und versetzt. Auch zahlreiche Kirchenfenster und der Windfang sind zerstört worden. Das Wetterphänomen, das man eher mit den Vereinigten Staaten in Verbindung bringt, hinterließ eine Spur der Verwüstung und die Instandsetzung wird vermutlich einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen.
Ein Gefallenendenkmal, aufgestellt an der Pfarrkirche St. Clemens, erinnert an die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Soldaten der Gemeinde Hellinghausen, die auf zwei
Bronzetafeln namentlich aufgeführt sind.
Dieses Ehrenmal wurde 1994 durch die Schützenbruderschaft Hellinghausen erneuert.
Jeweils am Totensonntag erfolgt eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung durch die Schützenbruderschaft.
Wir verlassen das kleine Örtchen Hellinghausen, das rings umsäumt von grünen Auen liegt. Der Radweg führt uns wieder durch ein idyllisches Naturschutzgebiet der Lippeaue. Mehr Natur geht nicht. Ein stiller Wasserlauf in einer malerischen Umgebung ist nicht nur ein wahrer Naturschatz, sondern auch die perfekte Kulisse zum Entschleunigen und bietet immer wieder neue Möglichkeiten für Naturerlebnisse.
Viel zu schnell haben wir den Ort Lippstadt-Cappel erreicht. Die Entstehung des Ortes ist mit der Christianisierung Westfalens verknüpft. Nach einer blutigen Schlacht soll hier eine christliche Kapelle gebaut worden sein, um den gefallenen Soldaten zu gedenken. Der Ort behielt den Namen Kapelle. Wir radeln vorbei an der kath. Kirche Mariae Himmelfahrt. Sie trägt den Namen „Maria Aufnahme in den Himmel“, das als Hochfest am 15. August in der kath. Kirche gefeiert wird. Maria wird seit 1616 verehrt und die Aufnahme Mariens in den Himmel wurde im Jahr 1950 durch Papst Pius XII. für die römisch-katholische Kirche zum Dogma erhoben (ein unumstößlicher und verbindlicher Wahrheitsanspruch).
Immer wieder treffen wir bei unserer Tour auf Flur-/Wegekreuze.
Im Schutze einer Hecke, umgeben von blühenden Blumen steht ein großes Steinkreuz auf einem Sockel.
Es investieren die Kinder oder Enkel noch einiges, um diese Gedenkstätten zu erhalten.
Ein wunderschöner Garten an der Liesborner Straße ließ uns wieder vom Rad steigen. Wir sahen einen Garten reich an verschiedensten Pflanzenarten, fantasievoll in Szene gesetzt. Abwechslung fürs Auge boten verschiedene Blumen, die farbenfroh und üppig wachsen sowie bewusst eingesetzte Accessoires. Hier hat sich jemand mit Kreativität ein eigenes, kleines Paradies erschaffen.
Immer wieder erstaunt, was wir alles so am Wegesrand sehen, stehen wir kurz vor Bad Waldliesborn vor einem Preußischen Meilenstein.
Diese Sandsteinstelen wurden früher zur Entfernungsanzeige aufgestellt und dieser Stein zeigte uns an, dass es bis zu den Bad Waldliesborner Thermen noch 1/8 Meile ist.
Eine preußische Meile war 7,532 km und entsprach ca. 2 Stunden Fußmarsch oder 1 Stunde mit der Kutsche.
Nicht ganz 1 km sind wir geradelt und stehen nun im Zentrum von Bad Waldliesborn, dem weitläufigen, 20 ha großen Kurpark. Mit seinem prächtigen und vielfältigen alten Baumbestand und der über 100-jährigen Geschichte ist der Kurpark ein wahres gartenhistorisches Denkmal. Die Geschichte des Kurortes begann bereits 1900, bei einer Versuchsbohrung nach Steinkohle. Man fand zwar keine Kohle, aber aus 900 m Tiefe sprudelt seit diesem Zeitpunkt die warme Thermalsole und bietet ideale Voraussetzungen für Gesundheit und Entspannung.
Bis heute wird im Brunnenhaus der Solquelle die heilsame, 38 Grad warme Sole gefördert. Sie enthält einen hohen Mineralanteil an Jod, Eisen und Kohlensäure und gehört zu den stärksten Solequellen Deutschlands. Die ehemalige Bauerschaft wandelte sich so zu einem beliebten Kurort, in dem neben einem großen Thermalsolebad inzwischen auch mehrere Reha-Kliniken angesiedelt sind. Heute erinnert im Kurpark die Seilscheibe aus dem Förderschacht der ehemaligen Zeche in Waltrop an diesen Irrtum – Sole statt Kohle.
Wir schieben unsere Fahrräder durch den Kurpark und kommen zum ehemaligen Bahnhofsgebäude. Heute erinnern der alte Haltepunkt und die im Boden verbliebenen Gleise an die Ende der 1970er Jahre stillgelegte Bahnstrecke. Früher verband dieser Bahnhof den Badeort Waldliesborn mit der Bahnverbindung Lippstadt – Rheda. In dem Gebäude, wo früher Kurgäste an- und abreisten, ist heute das Cafe „Walibos Gute Stube“. Wir stellen unsere Fahrräder ab und genießen auf der kleinen Terrasse des Cafes selbstgebackenen Kuchen und trinken dazu eine der leckeren Kaffeespezialitäten.
Von unserem Logenplatz auf der Terrasse haben wir einen schönen Blick in eine grüne Oase mit plätscherndem Springbrunnen sowie auf das moderne Thermalzentrum und verfolgen das Kommen und Gehen der Besucher. Neben dem Verwöhnkaffee und einem weiten Blick in den Kurpark kann man in dem alten Bahnhofsgebäude auch Interessantes über die Geschichte des Kurorts erfahren.
Nach dieser entspannten Pause schieben wir unsere Fahrräder noch hinüber zum Thermal-Solebad. Hier laden mit Natursole angereicherte Innen- und Außenbecken mit knapp 1000 qm Wasserfläche
unabhängig von der Witterung zum Baden und Relaxen ein.
Die Sole von Bad Waldliesborn gehört zu den höchstkonzentriertesten kohlensäurehaltigen Thermalsolen der Bundesrepublik. Hier werden gute Ergebnisse im gesamten rheumatischen Formenkreis erzielt.
Aber auch bei Arthrosen und Osteoporosen sowie bei vielen Formen von entzündlichen Hauterkrankungen, wie Neurodermitis, Psoriasis und Akne bis hin zu Hautpilzen, sind Erfolge beschrieben.
Auf dem Vorplatz des Thermal-Solebads steht der Goethe-Brunnen, eine großformatige Bronzeplastik, von Bernhard Kleinhans, einem Sendenhorster Bildhauer.
Der Brunnen ist zudem mit weiteren Bronzeskulpturen geschmückt und eine Häuserzeile umgibt den Wasserbereich.
Die Themen seiner Werke sind recht unterschiedlich. Neben biblischen und anderen religiösen Themen werden, vor allem bei seinen Kleinplastiken und oft in humorvoller und hintergründiger Weise,
menschliche Verhaltensweisen dargestellt. So lautet der Titel des Goethe-Brunnens: „Goethes erste Nacht in Münster“ - Goethe zog es vor, die Nacht in Münster auf einem Stuhl zu verbringen.
Für uns geht es nun aber wieder aufs Fahrrad, denn wir haben noch einige Kilometer und sicherlich noch weitere Sehenswürdigkeiten vor uns.
So stoppen wir kurze Zeit später vor dem Friedrich-Blankenburg-Denkmal. Blankenburg legte vor ca. 150 Jahren den Grundstein für das grüne Lippstadt. Er war der Gründer des Lippstädter
„Verschönerungsvereins" und Initiator der Lippstädter Alleen. Der Verein hatte sich der Förderung und Attraktivität des Ortsbildes und der Landschaftsgestaltung verschrieben.
Dieses Denkmal wurde dem Schöpfer der städtischen Alleen in Dankbarkeit gewidmet.
Nur ein paar Pedalumdrehungen entfernt führt uns der Fahrradweg am Haus Hülshoff vorbei. Das Hotel mit angeschlossenem Restaurant liegt eingebettet in einer idyllischen ländlichen Lage an der Lippe. Bei schönem Wetter gibt es die Möglichkeit, draußen zu sitzen.
Gemütlich radeln und die wunderbare Natur an sich vorbeiziehen lassen, das ist hier wieder gegeben, zumal der Fahrradweg auf diesem Stück in Sichtweite der Lippe verläuft. Die beschauliche Lippe bietet eine große Zahl von Pflanzen und Tieren gute Lebensbedingungen, auch viele der ursprünglichen Fischarten bevölkern nach der Renaturierung wieder den Fluss.
Ein Kreisverkehr am Ortseingang von Bad Westernkotten begrüßt uns mit dem ehemaligen Wappen der Gemeinde, dem sogenannten Pfannenhaken der Sälzer. Bis 1975 war die Gemeinde Bad Westernkotten selbstständig und führte dieses Wappen. Es wurde 1936 verliehen und ist seit der kommunalen Neuordnung Teil des Wappens der Stadt Erwitte.
Bad Westernkotten war im Mittelalter und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts neben der Landwirtschaft durch die Salzproduktion geprägt. Der Name „Königsood“ erinnert daran, dass der Platz ursprünglich königlicher Salzsiedeplatz war. Hier befanden sich einst drei Brunnen, aus denen Rohsole mit einem Salzgehalt von acht Prozent gefördert wurde. Zwei der drei Brunnen wurden nach 1900 zugeschüttet. In dem noch vorhandenen Solebrunnen ist das Salzwasser etwa zwei Meter unter der Erdoberfläche zu sehen.
An seine einstige Bedeutung erinnert eine Brunnenanlage und eine Bronzefigur, der sogenannte Sälzer.
Die Figur wurde vom Aachener Künstler Lönneke gefertigt und 1994 eingeweiht. Sie zeigt einen Sälzer, der in einer Salzpfanne arbeitet.
Heute ist der Platz im Zentrum des Ortes ein beliebter Treffpunkt zum Klönen. Er ist eine kleine grüne Oase mit Beeten, Magnolienbäumen und Bänken zum Sitzen und Verweilen.
Bei unserem Spaziergang durch Bad Westernkotten fallen uns auch wieder die Alltagsmenschen von der Künstlerin Christel Lechner auf. Diese sehenswerten Willkommens-Symbole postieren sich im Stadtbild. Die Menschen aus dem Alltag, unter dem Motto „wie du und ich“ wurden an prägnanten Schauplätzen integriert und sind ein toller Hingucker.
Mit einer gewissen Distanz betrachtet sind die Alltagsmenschen augenscheinlich reale Personen. Wenn man sich nähert, entfalten sie ihre eigene Wirkung. Es sind Momentaufnahmen, die berühren und verblüffen; denn sie zeigen, was wir gemeinhin übersehen, weil es so selbstverständlich ist: Das ungeschönte gelebte Leben. Bei unserem Spaziergang begegneten wir so einigen Alltagsmenschen, die sich in Bad Westernkotten sichtlich wohlfühlen.
Unser Weg führt uns auf der Promenade am Kurhaus salinenparc vorbei. Es liegt in zentraler und idyllischer Kurparklage von Bad Westernkotten mit direkter Anbindung an den Ort.
Das 4-Sterne-Kurhaus Design Boutique Hotel bietet 30 moderne Hotel Design Suiten als Einzelzimmer oder Doppelzimmer an.
Im Kurpark von Bad Westernkotten atmet man an gleich 2 historischen Gradierwerken gesunde, salzhaltige Luft ein. Die Natursole aus der Solequelle „Westernkottener Warte“ rieselt an den Schwarzdorn-Reiserwänden der beiden Gradierwerke entlang, dabei entstehen gesunde Aerosole zur Freiluftinhalation. Sie lindern Atembeschwerden und fördern das Wohlbefinden.
Die Solequelle „Westernkottener Warte“ wurde 1845 durch Zufall entdeckt, als man nach Steinsalz gesucht hat. Statt auf Steinsalz zu stoßen, hatte man damals völlig überraschend die Solequelle erbohrt, die in einer großen Fontäne aus dem Bohrloch schoss. Bis 1945 diente die sehr ergiebige Solequelle hauptsächlich der Salzgewinnung und nebenbei auch zu Heilzwecken. Mit der Einstellung der Salzproduktion im Jahr 1949 und der Gründung des Solbads 1950 vollzog sich die Wandlung des Sälzerdorf Westernkotten. Seitdem wird die Sole nur noch für den Badebetrieb und zu gesundheitsfördernden und gesundheitserhaltenden Zwecken eingesetzt.
Die beiden Gradierwerke 1945 und 1932 erbaut, wurden 1984 in die Denkmalliste aufgenommen. Sie sind als kulturgeschichtliche bzw. technische Baudenkmäler anzusehen und gehören zu den größten technischen Denkmälern ihrer Art in Nordrhein-Westfalen. Vor einer Saline erinnert seit 2014 ein Sole-Schöpfrad an alte Zeiten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Sole u.a. mit Hilfe von Treträdern aus dem Erdinneren auf die Gradierwerke gefördert. Die Tradition des Siedens lebt in Bad Westernkotten alljährlich beim Siederfest im Kurpark am Schausiedehaus auf, bei dem der Verein der Heimatfreunde die Salzproduktion anschaulich demonstriert.
Wir stellen unsere Fahrräder ab und gehen eine Runde durch den grünen Park spazieren. Schattenspendende Baumgruppen und dazu eine salzige Brise lassen uns den warmen Sommertag angenehm genießen. Doch auch weitläufige Rasenflächen mit farbenfrohen Blumenpflanzungen lockern das Bild der Parkanlage auf. Blickfang und Ruheoase ist der mit Blumen umpflanzte Fontänenbrunnen, der in den 1970er Jahren gebaut wurde.
Ein weiterer Brunnen aus Granitscheiben und Edelstahl bestehender moderner Brunnen markiert seit 1994 den Übergang vom Kurpark zu den Hellweg Sole-Thermen an der Kurpromenade.
Nach dieser kurzen Stippvisite verlassen wir Bad Westernkotten und radeln weiter in die alte Königsstadt Erwitte, wo wir nach nur 4 Kilometern vor dem Wasserschloss Erwitte stehen. Das Anwesen war früher das Schloss der Grafen von Landsberg und wurde um 1600 errichtet. Die wehrhafte und sehr repräsentative Anlage diente zunächst als Wohnsitz und später als Jagdschloss.
An seiner nordöstlichen Ecke befindet sich ein dreigeschossiger Eckturm. Vor der Freitreppe des Hauptportals steht eine schmiedeeiserne Sonnenuhr aus den 1930er Jahren. Nach einer außergewöhnlich wechselvollen Geschichte befindet sich das unter Denkmalschutz gestellte Schloss seit 1985 in Privatbesitz und beherbergt heute ein 4 Sterne Schlosshotel- sowie einen Gastronomiebetrieb, welcher sich im imposanten Herrenhaus befindet.
Da die „Burg“, wie das Schloss noch heute bei den Erwittern heißt, paradiesisch am Schlosspark gelegen ist, umrunden wird die Schlossanlage. Eine Besonderheit innerhalb des unter Denkmalschutz stehenden Parkgeländes ist das Taubenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es ist ein unscheinbares historisches Zeugnis. Anders als im 20. Jahrhundert, als die Taube sich in breiten Bevölkerungsschichten, vor allem bei den Bergarbeitern im Ruhrgebiet, einer großen Beliebtheit erfreute, waren Taubenhäuser in dieser Zeit Statussymbole und Zeichen des Überflusses. Nur Wohlhabende konnten es sich damals leisten, kostbares Brotgetreide an Tiere zu verfüttern, die relativ viel Futter verbrauchten, aber wenig Fleisch brachten.
Wunderschön anzusehen sind die Fontänen im unteren Mühlenteich, das Verdanken die Erwitter Bürger dem Einsatz der Gebrüder Sievering. Das Interesse an dem Projekt war so groß, dass sich die
beiden Brüder in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Stadt Erwitte dazu entschlossen haben, die Anlage vollständig zu erneuern.
Schön, dass sich private Personen für diese Dinge einsetzen und die Fontänen reaktivierten, denn die Wasserspiele waren zuletzt in den 1990er in Betrieb.
Wir radeln weiter in Richtung Sankt Laurentius Kirche.
Die Kirche mit ihrem mächtigen Turm ist schon von Weitem sichtbar. Sie wurde früher als die „fürnehmste Kirche“ im Herzogtum Westfalen bezeichnet.
Im Gegensatz zu dem sehr schlichten Kirchenschiff ist der Turm an allen vier Seiten verziert.
Im Mittelalter diente er als Grenzbefestigung des Erzbistums Köln. Daher befindet sich im ersten Stockwerk ein großer Verteidigungsraum mit Schießscharten.
Am Markt in Erwitte faszinierte mich ein wunderschönes altes Scheunen/Eingangstor von anno 1630.
2 Posaunenengel schmücken den oberen Rundbogen. Dieses mehrflügelige Eingangstor wurde lt. Inschrift 1979 renoviert und hätte sicherlich eine lange Geschichte zu erzählen.
Die mittlere Tür ziert ein bleibendes Zeichen in Form eines Wappens.
Wir verlassen Erwitte und fahren am neuen Transportbetonwerk der Fa. Spenner vorbei. Aufgrund der örtlichen Steinvorkommen, die als eine der qualitativ hochwertigsten Zementrohstoffe Deutschlands eingestuft werden, hat sich in Erwitte eine Zementmetropole entwickelt. Der Ort ist der größte Produktionsstandort der Zementindustrie in Deutschland mit europaweitem Absatz. Das vom Unternehmen Spenner errichtete Werk in Erwitte ist das 22. Werk.
Fortan bietet Spenner Herkules für die Liefergebiete in Erwitte, Geseke, Bad Sassendorf, Soest, Lippstadt und Anröchte Transportbeton an. Lt. Internet eine Investition mit Zukunft.
Nur 3 km südlich von Erwitte liegt der Ort Völlinghausen, ein Dorf mit 749 Einwohnern.
Ein Findling am Ortseingang gibt kund, dass Völlinghausen erstmals 978 urkundlich erwähnt wurde. Der alte Ortskern Völlinghausens war bis zum Zweiten Weltkrieg noch durch eine lockere Baustruktur
gekennzeichnet. In den letzten Jahrzehnten sind im Norden und Westen neue Wohngebiete entstanden. Hier im ländlichen Bereich begegnen uns auch wieder Wegekreuze am Straßenrand, die heute
teilweise unter Denkmalschutz stehen.
Wir radeln vorbei an Gänseliesels Hof, wo wir schnatternd ein kleines Stück von der großen Gänsefamilie begleitet wurden und werfen ein Blick zurück auf Völlinghausen und es geht weiter Richtung Heimat.
Nahe dem Dorf Schmerlecke, mitten im Vogelschutzgebiet gelegen, erhebt sich seit 1831 eine Windmühle. In dieser Turmwindmühle wurde bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts das Korn der Schmerlecker Bauern zu Mehl gemahlen. Nachdem die Mühle für gastronomische Zwecke ausgebaut wurde, diente sie seit 2000 als Restaurant. Im Jahr 2011 haben die neuen Besitzer das „Cafe Wind-Mühle“ eröffnet. Es ist in den Frühlings- und Sommermonaten am Wochenende geöffnet.
Nun radeln wir durch einen weiteren Stadtteil von Erwitte. Der Ort Schmerlecke wurde bereits im Jahr 833 erstmals erwähnt. In diesem Jahr schenkte Ludwig I. dem Grafen Ricdag mehrere Güter in Schmerlecke. Der Name bedeutet so viel wie „Schmerbach bzw. Stelle, an der Dickflüssiges hervortritt“, wobei unklar bleibt, ob Schmutz, Sole oder sonst eine schmierige Substanz gemeint ist.
Die mitten im Dorf gelegene Kapelle St. Antonius ist baulich gesehen ein Gotteshaus der neueren Zeit. Es ist eine Saalkirche im neugotischen Stil, die ganz aus heimischem Naturstein gebaut wurde. Ein schlichter, einschifffiger Bau, mit nach Westen vorgelagertem Turm. In den Jahren 2012-2014 erfolgte die gründliche Außenrenovierung der gesamten Kapelle. Um die zeitnahe Innenrenovierung durchführen zu können, wurde ein Förderkreis gegründet. Am 14. Aug. 2022 feierte die Kapelle St. Antonius ihr 125jähriges Kapellenjubiläum.
Aufgrund der vielen interessanten Sehenswürdigkeiten am Wegesrand haben wir von Erwitte gerade einmal 10 Kilometer geradelt als wir durch Schallern fahren.
Wieder einmal fällt uns in dem Ort ein grünes Dielentor mit Sprossen ins Auge. Über dem Eingang steht der Spruch „Herr hier ruhen deine Gaben, die wir von dir empfangen haben, mehre sie von Jahr
zu Jahr und unser Dank bleibt immer dar“.
Errichtet wurde das Haus laut Eingravierung über dem Dielentor im Jahre 1868.
Nicht nur das Dielentor ist eine Augenweide, sondern auch die wunderschöne Blumenbepflanzung vor dieser großen Glasfront.
Der Ort Schallern ist eine ländlich geprägte Ortschaft mit 310 Einwohnern, in deren Kern die St. Georgskapelle steht. Die Kapelle ist ein kleiner dreijochiger Saalbau mit Dachreiter, die im Jahr 1876 in der Dorfmitte, unmittelbar am Dorfteich erbaut wurde. Der Kapellenbau hatte durch die Lage am Dorfteich immer wieder mit Feuchtigkeitsschäden zu kämpfen. Von 2001-2003 wurde die Kapelle innen und außen komplett saniert. Seit der Fertigstellung 2003 ist die Kapelle ein sehenswerter Dorfmittelpunkt.
Die letzten 4 Kilometer von Schallern nach Bad Sassendorf radeln wir nun zügig durch. Im Ort gönnen wir uns noch ein leckeres Abendessen und packen danach unsere Räder wieder auf den Fahrradträger. Trotz der vielen Pausen an den interessanten Sehenswürdigkeiten haben wir auf der „Drei Bäder-Radtour“ rund 60 Kilometer geradelt.